Als ganz spezielle Herausforderung sehen die beiden Regisseure der diesjährigen Neuinszenierung des Salzburger "Jedermann", der Brite Julian Crouch und der Amerikaner Brian Mertes, ihre Aufgabe. Beide kannten zwar die englischen "Everyman"-Mysterienspiele und Balladen des Mittelalters, aber nicht die ganz spezielle "Jedermann"-Tradition Salzburgs.
Als ganz spezielle Herausforderung sehen die beiden Regisseure der diesjährigen Neuinszenierung des Salzburger "Jedermann", der Brite Julian Crouch und der Amerikaner Brian Mertes, ihre Aufgabe. Beide kannten zwar die englischen "Everyman"-Mysterienspiele und Balladen des Mittelalters, aber nicht die ganz spezielle "Jedermann"-Tradition Salzburgs.
"Ich habe Hofmannsthals Stück erst im vergangenen Jahr kennengelernt, als mich Julian gefragt hat, ob ich mittun möchte. Nachher war ich ganz geschockt, dass ich diesen Autor gar nicht gekannt habe", sagte Brian Mertes heute, Mittwoch, Nachmittag bei einem Pressegespräch in Salzburg. Die Neuproduktion wird am 20. Juli Premiere haben.
"Seit 1920 wird das Stück nahezu ununterbrochen auf dem Domplatz gezeigt. In den letzten 30 Jahren gab es allerdings nur drei Neuinszenierungen", sagte Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf. Normalerweise scheue man sich als Verantwortlicher, den "Jedermann" anzugreifen, "aber wenn man dazu gezwungen wird, freut man sich plötzlich. Gott sei Dank ist die Herausforderung an mich herangetreten. Der 'Jedermann' ist nicht mehr Repräsentationstheater der katholischen Kirche, kann es nicht mehr sein. Daher wollten wir ein wenig zurückkehren zum "Everyman", und Memento mori und Vanitas als Zentralbegriffe nehmen: Alles ist eitel, wenn wir an den Tod denken."
Doch es scheint festzustehen, dass der "Jedermann" gegenüber den Vorjahren kaum wiederzuerkennen sein wird - auch weil man sich weg von der Spielfassung Christian Stückls hin zum Original bewegt hat. "Die Aufgabe ist, alles loszulassen, was man in Erinnerung hat und dem zu begegnen, was die beiden an Visionen haben. Das ist auch eine Herausforderung und ein Wunsch an die Zuschauer", meinte die neue "Buhlschaft" Brigitte Hobmeier. "Es war für mich eine sehr spannende erste Probenwoche. Wir sind auf der Suche. Wir arbeiten sehr körperlich. Es wird auch Gesang geben. Julian hat unglaublich schöne Masken kreiert."
"Das wird mein 'Jedermann'"
Cornelius Obonya, der neue "Jedermann" findet es "sehr schön, dass die Sprache ernst genommen wird, dass die Regisseure nicht versuchen, schlauer zu sein als der Autor. Es sind keine neuen Texte drinnen. Es konzentriert sich auf das Ding, das es einmal war - und eine Erinnerung daran, warum das 1920 erstmals hier gespielt wurde." Das habe "etwas Pures, etwas Urtümliches", das ihm sehr gefalle. Zudem rühmte er "die Bildgewaltigkeit von Crouch und Mertes": "Es geht sehr viel um Bilder, der Text legt sich dann hinein." Dass schon sein Großvater Attila Hörbiger die Jedermann-Rolle gespielt habe, behindere ihn nicht: "Es gibt Tonaufnahmen davon. Es ist sehr schön, was da gemacht wurde, manchmal aber auch ganz altmodisch. Das wird mein 'Jedermann', genauso wie es sein 'Jedermann' war.
Gerneralproben-Erlös wird Hochwasseropfern gespendet
Schließlich kamen auch noch die beiden bestimmenden Themen dieser Tage zur Sprache: Der Erlös aus der Generalprobe soll für die Hochwasser-Hilfe zur Verfügung gestellt werden. Und die Berufung des Intendanten Alexander Pereira an die Mailänder Scala kommentierte Bechtolf auf Nachfrage so: "Da sehen Sie, was für ein toller und internationaler Hecht er ist." Ob er selbst bereit wäre, gemeinsam mit Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler interimistisch für die Festspielleitung zur Verfügung zu stehen, "darüber habe ich noch nicht einmal eine halbe Sekunde nachgedacht. Ich habe mich noch nie mit Dingen beschäftigt, die in so ungewisser und ferner Zukunft gelegen sind."