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"Kapitän Feigling": Haschisch und Alkohol

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Nach der Katastrophe im Mittelmeer kommen immer mehr, verheerende Fakten über den Kapitän des Todesschiffes zum Vorschein. Der Tunesier war betrunken und hatte seit der Abfahr in Libyen Haschisch geraucht.

Es sind schwere Anschuldigen, die gegen den jungen syrischen Kapitän erhoben werden: Er allein soll die Schuld am Tod von 800 Menschen tragen, sagen die Überlebenden. Der Staatsanwalt von Catania wirft Mohammed Ali Malek und seinem Steuermann Mahmud Bikhit mehrfache fahrlässige Tötung, Begünstigung illegaler Einwanderung und Herbeiführung eines Schiffbruchs vor.

Die Geretteten berichten Haarsträubendes: Der Tunesier soll betrunken gewesen sein und seit der Abfahrt aus Libyen Haschisch geraucht haben. Als sich die "King Jacob" näherte, soll sich der Kapitän versteckt und so die Kollision mit dem portugiesischen Handelsschiff verursacht haben. "Ich wollte nicht, dass die Besatzung mich am Steuer entdeckt", gibt Malek zu.

"Die Menschen, die unter Deck waren, haben nur den Aufprall gehört und wollten raus. Andere auf der Brücke sind sofort ins Wasser gestürzt. Dann hat sich das Schiff immer mehr zur Seite geneigt und ist gekentert", so die Version des 27-jährigen Kapitäns. Die beiden letzten der 28 Geretteten schildern indes schreckliche Szenen: "Wir haben uns an die Toten geklammert, wir haben den Lärm der Motoren gehört und mit aller Kraft, die uns noch blieb, geschrien."

Wienerin telefoniert mit den Ertrinkenden

Sie hat einen der härtesten Jobs Österreichs. Wenn bei Fanny Müller-Uri das "rote Telefon" läutet, dann sind am anderen Ende Menschen, die zu ertrinken drohen. Die Wiener Sozialwissenschafterin übernimmt regelmäßig Schichten am Not-Telefon des Netzwerks "Watch the med", so wie 100 andere Freiwillige südlich und nördlich des Mittelmeeres.
Die Nummer wird in Flüchtlingsländern verbreitet, um in Notsituationen helfen zu können. "Die meisten haben ein Handy dabei", so Müller-Uri. Via GPS können dann Koordinaten ermittelt und Küstenwachen alarmiert werden. Gearbeitet wird in achtstündigen Schichten.

Und wie kommt man mit dem Druck zurecht? "Es geht nicht um einen selbst", sagt sie. "Im Vordergrund steht die Rettung …"