Welt

"Kapitän saß den ganzen Abend an der Bar!"

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: EPA/picturedesk.com

Eine britische Überlebende des Schiffsunglücks vor Italien erhebt schwere Vorwürfe gegen Kapitän Francesco Schettino (52). Er hätte sich unter Deck vergnügt, statt sich um den Kurs seines Schiffes zu kümmern.

erhebt schwere Vorwürfe gegen Kapitän Francesco Schettino (52). Er hätte sich unter Deck vergnügt, statt sich um den Kurs seines Schiffes zu kümmern.

Passagierin Monique Maurek berichtete dem Daily Telegraph: "Was mich am meisten schockt, ist, dass der Kapitän fast den ganzen Abend mit einer wunderschönen Frau in den Armen an der Bar saß und getrunken hat."

+++ Video: Gerettete Passagiere berichten +++


Nicht das einzige Versäumnis des Kapitäns: Er verließ sein Schiff vor allen anderen - dementiert dies aber. Nun hat sich ein Vertreter der italienischen Küstenwache gemeldet, der Schettino an Land gesehen hatte, als die Evakuierungsaktion noch in vollem Gange waren. Die Küstenwache habe ihn aufgefordert, seiner Pflicht nachzukommen und zu dem sinkenden Schiff zurückzukehren, so Francesco Paolillo. Der Kapitän habe dies aber ignoriert.

"Es gab ein massives Fehlverhalten. Es ist vor allem die Schiffsleitung, die nicht funktioniert hat", so die Staatsanwaltschaft. "Der Kapitän hat die Kommandogewalt über das Schiff gehabt, er hat nach unseren Informationen die Route festgelegt", sagte Staatsanwalt Verusio am Sonntag.

Angeblich war die "Costa Concordia" zu nahe an der Küste gefahren - ein weiterer Vorwurf, den der Kapitän vehement bestreitet. "Wir navigierten etwa 300 Meter von den Felsen entfernt", sagte Schettino der Sendergruppe Mediaset. "Ein solcher Felsen hätte dort gar nicht sein sollen."

Experten reparieren Ölleck

Nach der Katastrophe mit mehreren Toten und vielen Vermissten wird auch eine Ölpest infolge leckgeschlagener Schiffstanks befürchtet. Die niederländische Bergungsfirma Smit sei vom Eigner und dem Versicherer des Kreuzfahrtschiffs mit den Pumparbeiten beauftragt worden, sagte ein Sprecher des Smit-Mutterkonzerns Boskalis Westminster am Sonntag.

Bisher seien aber keine solchen Lecks bekannt. Smit, einer der weltweit größten Schiffsbergungsspezialisten, war unter anderem an der Hebung des verunglückten russischen Atom-U-Boots "Kursk" 2001 und der Bergung der im Ärmelkanal gesunkenen Fähre "Herald of Free Enterprise" 1987 beteiligt.

Vermisstensuche geht weiter

"Erste Priorität hat die Suche nach den Vermissten. Daran sind wir nicht beteiligt", sagte der Boskalis-Sprecher. "Sobald wir das Schiff betreten können und wenn es stabil ist, können wir mit dem Abpumpen des Öls beginnen." Erst danach könnten Versicherer und Schiffseigner entscheiden, ob das 290 Meter lange Wrack geborgen werden könne. Dabei handle es sich um einen separaten Auftrag, der noch nicht vergeben sei.

Die "Costa Concordia" gehört der italienischen Reederei Costa Cruises, einer Tochter des weltgrößten Kreuzfahrtkonzerns Carnival mit Zentrale in den USA.