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"Kind 44": Zuviel Böses an zwei Fronten

Heute Redaktion
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Was tun, wenn ein Kindermörder frei herumläuft, es laut Regierung aber offiziell keine Morde gibt? Tom Hardy ermittelt trotzdem und legt sich in "Kind 44" mit dem Sowjet-Regime an. Ein Thriller mit ungeheurem Potential, der im Zweifrontenkrieg mit menschlichem und systematischem Bösen aber den Kürzeren zieht.

Was tun, wenn ein Kindermörder frei herumläuft, es laut Regierung aber offiziell keine Morde gibt? Tom Hardy ermittelt trotzdem und legt sich in "Kind 44" mit dem Sowjet-Regime an. Ein Thriller mit ungeheurem Potential, der im Zweifrontenkrieg mit menschlichem und systematischem Bösen aber den Kürzeren zieht.

Waisenjunge Leo Demidov (Tom Hardy) hat das große Los gezogen: Im Zweiten Weltkrieg beweist er Mut und landet dadurch auf einem Propaganda-Foto, das in der gesamten UDSSR die Runde macht. Als Held gefeiert bekommt Leo einen mit zahlreichen Privilegien verbundenen Job bei der Geheimpolizei. Dass die von ihm aufgespürten (vermeintlichen) Regimegegner deportiert oder hingerichtet werden, lässt er nicht an sich heran.

Leos heile Welt bricht in sich zusammen, als der Sohn seines besten Freundes Alexei (Fares Fares) erstochen wird. Offiziell starb der Bub durch ein Zugunglück - denn Mord ist laut sowjetischer Führungsebene ein rein kapitalistisches Verbrechen. Leo wird nahegelegt, nicht weiter zu ermitteln. Als er jedoch sein Ansehen verliert und gemeinsam mit seiner Frau (Noomi Rapace) in die Provinz verbannt wird, macht sich der ehemalige Kriegsheld auf die Jagd. Er entdeckt, dass der Mörder bereits über 40 Kinder auf dem Gewissen hat.

Ein Film mit Tom Hardy oder Noomi Rapace kann so schlecht nicht sein. Geben sich die beiden gemeinsam die Ehre, ist also Großartiges zu erwarten. Leider wird "Kind 44" weder seiner Topbesetzung noch seiner vielversprechenden Story gerecht. Der Zwei-Fronten-Kampf mit Serienmörder-Thrill und furchterregendem Sowjet-Sittenbild der Fünfziger ist schon schwer zu bewältigen, mit der komplizierten Beziehung der Demidovs und Leos langsam fortschreitender Menschwerdung übernimmt sich der Film aber vollends. Das mag in der Romanvorlage von Tom Rob Smith funktioniert haben, in der Kinofassung tut es das allerdings nicht.