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,Körperlich am Ende': Arzt stellt auf Notbetrieb um

Heute Redaktion
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DDr. Franz Zach in seiner Ordination: "Wenn es so weitergeht, kann man unseren Beruf zu Grabe tragen."
DDr. Franz Zach in seiner Ordination: "Wenn es so weitergeht, kann man unseren Beruf zu Grabe tragen."
Bild: privat

"Ich bin körperlich fertig, habe Magenschmerzen ohne Ende", so DDr. Franz Zach. Der Zahnarzt überlegt, seinen Kassen-Vertrag niederzulegen: "Es geht nicht mehr."

Verzeifelter Hilferuf eines Zahnmediziners aus Steinakirchen am Forst (Bezirk Scheibbs): Monatelang hatte sich DDr. Franz Zach (56) um Personal bemüht, ohne Erfolg. Nun hat auch eine seiner zwei Fach-Assistenzkräfte nach einem mehrwöchigen Krankenstand mit sofortiger Wirkung das Team verlassen.

Es sei ihm mit einer zahnärztlichen Assistentin nicht möglich, den Sanitätssprengel Wolfpassing-Steinakirchen-Wang aufrecht zu erhalten: "Ich musste vor Weihnachten durch den plötzlichen Ausfall der zweiten Assistenzärztin mit nur einer Kraft arbeiten, dies hat Spuren hinterlassen, die bis heute anhalten", machte Zach auch über Facebook seine Misere öffentlich.

Er sagt: "Wir werden den Ordinationsbetrieb weiter reduzieren müssen, werden ab Mittwoch nur mehr stundenweise da sein, natürlich einen Notbetrieb aufrecht erhalten. Der Weg geht eindeutig in Richtung Zurücklegung des Kassenvertrages, sollte dies nicht angenommen werden, auch in Richtung Schließung der Ordination."

"Ich habe Magenschmerzen ohne Ende"

In anderen Ländern außerhalb von Österreich läuft eine Facebook-Stelenanzeigenkampagne: "Wir werden sehen", so Zach, der im "Heute"-Gespräch ein wenig resignierend wirkt: "Ich bin körperlich fertig, habe Magenschmerzen ohne Ende."

Der Bürgermeister und auch die Gebietskrankenkasse seien bereits über seine Situation informiert: "Leider gibt es niemanden, der in der Großregion als Zahnarzthelfer in Frage kommt."

Es scheine so, dass der Beruf der zahnärztlichen Assistentin durch den Trend zur Matura hin, ein aussterbender sei: "Das Mittelfeld der Schulabgänger mit durchschnittlichem Zeugnis ist abhanden gekommen, da diese nun, was früher nicht der Fall war, irgendwie Matura machen. Letztendlich wäre eine mittlere Reife jedenfalls das Mindestmaß des zu Fordernden."

Zach: "Ein Versagen der Politik"

Mit scharfen Worten schießt er gegen politische Entscheidungsträger: "Leider hat die Politik gänzlich versagt, den Beruf der zahnärztlichen Assistentin zu entwickeln, er ist noch immer ein Anlernberuf, obwohl es das duale System gäbe, dieses aber auch nur auf dem Papier. Der Kassenvertrag aus 1956 ließ dies offensichtlich nicht zu. Die Entwicklung der sich öffnenden Schere der Kosten und unverhältnismäßig niedrigen Honorartarifsteigerungen führte dazu, das aus der anfänglichen 1-Behandlungszimmerordination, 2-Behandlungszimmer, später 3- und Mehrbehandlungszimmer entstanden."

Der 56-Jährige ist ausgebrannt: "Ich kann so nicht mehr weiterarbeiten, das hält mein Körper nicht aus."

19,10 Euro für eine Zahnentfernung

Er habe selbst drei Lehrlinge in seiner Zahnarztlaufbahn ausgebildet, das könne sich aber kein kleiner Betrieb mehr leisten: "Vor allem wenn die Lehrlinge wochenlang weg sind, das geht sich dann einfach nicht aus." Alleine Zach habe 11.000 Kunden in seiner Patientendatei: "Den Ambulanzbetrieb muss ich schließen, es geht einfach nicht mehr."

Ob Steinakirchen nach seinem Abschied noch einen Zahnarzt findet, wagt Zach zu bezweifeln: "Die Zahl der nicht besetzten Kassenplanstellen ist stetig im Steigen. Der Pool an zahnärztlichen Assistenten ist einfach viel zu klein. Und die Steinzeitkassenverträge aus 1956 sind unerträglich. 19,10 Euro für eine Zahnentfernung und Kontrollen kostenlos zu machen, das geht sich alles nicht aus."