Österreich

"Kranzträgerinnen" tanzen auf der Secession

Der "Reigen der Kranzträgerinnen" von Koloman Moser erstrahlt wieder auf der Rückseite der Secession – zumindest ein Teil des Freskos.

Heute Redaktion
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Der "Reigen der Kranzträgerinnen" von Koloman Moser erstrahlt wieder auf der Rückseite der Secession. Vier der Kranzträgerinnen wurden in einmonatiger Arbeit wieder geschaffen.

1898 wurde das Fresko angebracht – im selben Jahr, in dem das Secessionsgebäude errichtet wurde. Ursprünglich war die gesamte Rückseite der Secession von einer durchgängigen Komposition tanzender Mädchen geschmückt. Typisch für den Jugendstil verliehen die schwungvollen Kleider der Mädchen mit Wellenlinien im Hintergrund dem großflächig angebrachten Fresko Bewegung.

"Kranzträgerinnen" verkörpern rauschhaften Zustand

Die Rückseite der Secession stand mit dem "Reigen der Kranzträgerinnen" von Koloman Moser für den dionysischen, rauschhaften Zustand – als Gegenpol zur Vorderseite, die das Apollinische, also das Vernunft-Prinzip, symbolisiert.

Der Maler, Grafiker und Kunsthandwerker Koloman Moser (geboren 30.03.1869 in Wien, gestorben 18.10.1918 in Wien) war einer der fuhrenden Vertreter des Wiener Jugendstils. Gemeinsam mit Gustav Klimt, Josef Hoffman, Joseph Maria Olbrich und 19 weiteren Kunstlern grundete er 1897 die Kunstlervereinigung Wiener Secession, die sich durch eine progressive kunstlerische Haltung auszeichnete und von der akademischen Tradition distanzierte.

Moser entwarf neben dem Reigen der Kranzträgerinnen auch das farbige Glasfenster Erzengel der Kunst in der Eingangshalle der Secession (zerstört 1945). Daruber hinaus war er maßgeblich an der Konzeption der Vereinszeitschrift, Ver Sacrum, und der Gestaltung zahlreicher Ausstellungen beteiligt. 1903 rief Moser gemeinsam mit Josef Hoffmann und dem Industriellen Fritz Wärndorfer die Wiener Werkstätte ins Leben, deren Zielsetzung war, die gesamten Lebensbereiche des Menschen im Sinne eines Gesamt-kunstwerkes gestalterisch zu vereinen.

Die Auffassung, dass Kunst und Alltagsleben eine Einheit bilden sollten, fuhrte unter den Secessionisten jedoch zu grundlegenden Meinungsverschiedenheiten in deren Folge Moser, Klimt und ihre Gesinnungsgenossen 1905 aus der Kunstlerveinigung austraten. Noch im selben Jahr wurde der Reigen derKranzträgerinnen wie auch das Ursprungsmotto der Secession auf der Hauptfassade, 'Der Zeit Ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit', abgeschlagen.

Nur sieben Jahre nach seiner Entstehung wurde das Fresko im Jahr 1905, vermutlich im Streit der Secessionisten, abgeschlagen. "Es könnte aber auch sein, dass Koloman Moser es selbst abgeschlagen hat, weil er gerade grantig war", so Johannes Duda, der das Fresko zum Teil restauriert hat.

Duda ließ jetzt in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt vier Kranzträgerinnen auferstehen: "Von Schwarz-Weiß-Fotos und aus Beschreibungen in Zeitschriften konnten Form und Farben zu 70 Prozent nachvollzogen werden."

Aufwendige Restauration

Insgesamt dauerte die Vorarbeit zur Restauration rund ein Jahr. Fotos wurden ausgewertet, Vorlagen digitalisiert – um eine optimale Vorlage zu haben. "Rund einen Monat lang hat die Arbeit vor Ort gedauert", so Duda. Aufwendig: Das Kunstwerk wurde "in den frischen Putz hineingeschnitten", erklärt der Restaurator. "Mehrere Schichten Putz werden aufgetragen, dann werden in die letzte Schicht Putz Linien hineingeschnitten", so Duda. Und das muss passieren, so lange der Putz weich ist. "Ein Abschnitt musste innerhalb von vier Stunden fertig sein", so Duda.

Aus Sicht des Bundesdenkmalamts ist die Arbeit "sehr gelungen". "Besonders zum heuer großen Jubiläumsjahr 'Klimt. Schiele. Wagner. Moser' freut es das Bundesdenkmalamt, dass es gelungen ist, dieses einmalige Kunstwerk der Öffentlichkeit, sowhol den Wienerinnen und Wienern, als auch den internationalen Gästen, wieder vor Ort an der Secession zu zeigen", so das Bundesdenkmalamt.

Jetzt sieht es wieder aus, als würden die "Kranzträgerinnen" hinter den Säulen der Secession herumtanzen.

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