Szene

"Live By Night": Gangster-Thriller als hektisches Bi...

Heute Redaktion
Teilen

Ben, Ben, Ben, was machst du nur? Gänzlich scheint sich Ben Affleck noch nicht vom unterdurschnittlichen Feedback zu "Batman vs. Superman" erholt zu haben. "Live by Night", die neue Regie/Drehbuch/Hauptdarsteller-Arbeit des 44-Jährigen ist von der Qualität seiner früheren Arbeiten leider weit entfernt.

Ben, Ben, Ben, was machst du nur? Gänzlich scheint sich erholt zu haben. "Live by Night", die neue Regie/Drehbuch/Hauptdarsteller-Arbeit des 44-Jährigen ist von der Qualität seiner früheren Arbeiten leider weit entfernt.

Wie man einen Gangsterthriller mustergültig, hochspannend und -interessant inszeniert, zeigte Affleck 2010 mit . Bei "Live by Night" hielt sich der Oscar-Preisträger (bestes Originaldrehbuch 1998 für "Good Will Hunting") leider nicht an sein eigenes Erfolgsrezept. Die Screentime, die er in "The Town" in die Entwicklung vielschichtiger Charaktere steckte, geht hier an einen überquellenden Plot verloren. Affleck muss sich darüber hinaus noch mit zahlreichen Montagen und einer Erzählstimme behelfen, um die Handlung in knapp zwei Stunden unterzubringen und seine Geschichte des (alternativen) amerikanischen Traums zu erzählen...

Hauptfigur Joe Coughlin (Affleck) kehrt als Outlaw mit Autoritäten-Allergie aus dem Ersten Weltkrieg nach Boston zurück, wo er sich die Freundin (Sienna Miller) eines irischen Gangsterbosses (Robert Glenister) anlacht. Mit dem Leben kommt Joe nur durch das Eingreifen seines Polizisten-Vaters (Brendan Gleeson) davon. Um Jahre später Rache nehmen zu können, lässt er sich von der italienischen Mafia anheuern, leitet deren Rumschmuggelgeschäft in Florida und wird zum wohlhabenden Mann.

Biopic-Epos statt KKK-Thriller

Schnell gehen Joes Rachegelüste in seinem Business-Plan unter. Vom Thriller wandelt sich der Film zum hektischen Biopic, und der herrlich böse, irische Superschurke Albert White verschwindet zwischenzeitlich ganz von der Bildfläche. Stattdessen muss sich Joe im Süden der USA mit dem Ku Klux herumschlagen, da er seinen Rum von den Kubanern (unter anderem: ) bezieht. Dieser Teil von "Live by Night" ist bei Weitem der interessanteste. Kulturen prallen aufeinander, Rassenhass wird zum Thema, und das Setting ist für einen Gangsterstreifen erfrischend anders. Diese Passage hätte sich einen vollständigen Film verdient!

Zwischendurch hat "Live by Night" aber noch mehr gute Momente. Mit viel Witz diskutiert Joe Coughlin mit einer jungen Predigerin (Elle Fanning) über Prohibition, Glücksspiel und Sodomie; Robert Glenister und Brendan Gleeson spielen großartig, und zumindest der Südstaatenlook ist Affleck geglückt. Wirklich sehenswert wird der Thriller dadurch trotzdem nicht. Die Hauptfigur hätte ihn mit Sicherheit herausreißen können, doch (ebenfalls in krassem Gegensatz zu "The Town") passt sich Afflecks Schauspiel leider seiner Regie-Leistung an.

"Live by Night" startet am 3. Februar in den österreichischen Kinos.