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"Lore": Packendes Drama über Kinder von Nazi-Tätern

Heute Redaktion
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Bild: Polyfilm

Die australische Regisseurin Cate Shortland, bekannt von dem Film "Somersault", nimmt in ihrem neuen Kinodrama "Lore" die Kinder von Nazi-Tätern in den Blick.

Die australische Regisseurin Cate Shortland, bekannt von dem Film "Somersault", nimmt in ihrem neuen Kinodrama die Kinder von Nazi-Tätern in den Blick.

Was bedeutet es für ein 15-jähriges Mädchen, wenn der lang gehegte Wahn von Rassenhass und Herrenmenschentum plötzlich zerbricht und die eigenen Eltern als Massenmörder geächtet werden? Shortland hat aus der nach einem wahren Fall erzählten Geschichte ein ebenso packendes wie verstörendes Drama um Schuld, Sühne und Selbstsuche gemacht. "Lore" ging für Australien auch ins Rennen um den Auslands-Oscar.

Wahre Begebenheit

"Die Geschichte ist mir auch deshalb so nah, weil die deutsch-jüdische Familie meines Mannes 1936 aus Berlin weggegangen ist", sagte die 44 Jahre alte Regisseurin bei einer Pressevorführung in Berlin. Obwohl sie selbst kaum Deutsch spreche, habe sie von Anfang an gewusst, dass der Film auf Deutsch gedreht werden müsse. "Lores Seelenlandschaft hat mich fasziniert: ein erschreckender Ort, geprägt von einer merkwürdigen Mischung aus Gewissheiten und Zweifeln."

Die Handlung beginnt im Frühjahr 1945, irgendwo in Süddeutschland. Lores Vater (Hans-Jochen Wagner), der als hochrangiger SS-Offizier in Weißrussland für grausame Kriegsverbrechen verantwortlich war, wird gemeinsam mit seiner linientreuen Frau (Ursina Lardi) von den Alliierten verhaftet. Das 15-jährige Mädchen (Saskia Rosendahl) muss sich mit den vier jüngeren Geschwistern (beeindruckend: Nele Trebs) auf den Weg zur Großmutter hoch im Norden aufmachen. Ohne Ausweise und Passierschein wird der Marsch durch die besetzten Sektoren zu einer Geisterwanderung durch ein zerstörtes Land.

Die große Entdeckung des Films ist Hauptdarstellerin Saskia Rosendahl. Die 1993 in Halle an der Saale geborene Newcomerin spielt die spröde, pflichtbesessene Lore mit unglaublicher Präsenz und Selbstverständlichkeit. "Es gibt ja nicht so viel Dialog in dem Film, deshalb konnte ich mich gut auf das Gefühl konzentrieren", sagte sie bei der Vorstellung in Berlin bescheiden. Der in großartigen, oft aber auch sehr brutalen Bildern schwelgende Film ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden. So erhielt er beim Filmfestival in Locarno den Publikumspreis, beim Filmfest Hamburg wurde er mit dem Preis der Filmkritik geehrt.

Kinostart in den heimischen Kinos ist am 3. Mai 2013