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"Love is Strange"

Heute Redaktion
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George und Ben sind seit 39 Jahren zusammen. Nun dürfen sie sich auch offiziell "Mann und Mann" nennen, doch das Glück der frisch Verheirateten währt nur für kurze Zeit - denn aufgrund der Hochzeit verliert George seine Anstellung und das Paar seine gemeinsame Wohnung. Wie George und Ben mit der Situation umgehen, zeigt "Love Is Strange" von Ira Sachs im Rahmen der Viennale auf wundervolle Weise.

George und Ben sind seit 39 Jahren zusammen. Nun dürfen sie sich auch offiziell "Mann und Mann" nennen, doch das Glück der frisch Verheirateten währt nur für kurze Zeit - denn aufgrund der Hochzeit verliert George seine Anstellung und das Paar seine gemeinsame Wohnung. Wie George und Ben mit der Situation umgehen, zeigt "Love Is Strange" von Ira Sachs im Rahmen der Viennale auf wundervolle Weise.

George () ist als Künstler kein Großverdiener. Mit dem Verlust des Jobs sehen sich beide gezwungen, ihre gemeinsame Wohnung zu verkaufen. Zwischenzeitlichen Unterschlupf findet man separat voneinander bei Freunden und Verwandten. Was anfänglich als Übergangslösung gedacht war, wird schnell zur - teilweise humorvollen - Geduldsprobe für alle Beteiligten.

Passend zur künstlerischen Berufung Bens, der seiner Tätigkeit u.a. auf den Dächern New Yorks nachgeht, wirkt der Film wie ein farbenreiches, jedoch nicht zu überladenes Gemälde. Die politische Thematik rund um die gleichgeschlechtliche Ehe ist zwar Ausgangspunkt der Geschichte, dient jedoch lediglich als Anstoß für mehrere Handlungsstränge.

So tragen auch Nebendarsteller wie Bens Nichte Kate () einen wichtigen Teil dazu bei, dass "Love Is Strange" nicht nur als reines Liebesdrama funktioniert, sondern mit der schwierigen Situation des homosexuellen Ehepaars auch familiärer Zusammenhalt im Mittelpunkt steht. Vor allem der pubertierende Joey - mit dem sich Onkel Ben ein Zimmer teilt und der dem Anschein nach zu einem Schulfreund homosexuelle Neigungen entwickelt - rückt mit Fortdauer des Films immer mehr ins Zentrum der Geschehnisse.

Gelungene Komposition

Regisseur und gleichzeitig Drehbuchautor Ira Sachs findet mit jedem Pinselstrich die richtige farbliche Abmischung und kann sich vor allem auf starke schauspielerische Leistungen der gesamten Darstellerriege verlassen. Auch wenn zwischenzeitlich die Anspannung unter den Angehörigen steigt, so wird doch auch alles immer wieder mit sehr trockenem und genau abgezieltem Humor aufgelockert.

Ein besonderer Punkt ist die musikalische Untermalung: Die harmonischen Klavierklänge von Chopin runden das Gesehene auf subtile Art ab. So war auch während des Abspanns im Wiener Gartenbaukino zu beobachten, dass die Zuseher nicht - wie vielleicht andernorts üblich - abrupt den Saal verließen, sondern bis zum letzten Film-Mitwirkenden sitzen blieben und unaufgeregt der Musik lauschten. Man ließ die vergangenen 94 Minuten noch gemeinsam Revue passieren - und war sich scheinbar einig, das ein Film, der das Seltsame im Titel trägt, letztlich schlicht wundervoll funktionieren kann.