Szene

"Lust am Schrecken": Blutströme und wohliges Schauern

Heute Redaktion
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Mord, Selbstmord, schreckverzerrte Gesichter, Teufel, Verzweiflung und das nackte Grauen macht sich in den Räumen der Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste breit - eine schaurig schöne Ausstellung, die bis 15. März 2015 läuft und nach der man mit einem guten Gefühl nach Hause geht.

Schon Aristoteles sagte, nicht Ekel soll man empfinden, sondern Spannung. Deshalb seien tote Hunde nicht darzustellen. Ein gutes Motto für die Ausstellung "Lust am Schrecken". Blut darf rinnen und Gedärme hängen.

In den Ausstellungsräumen lässt Rubens das abgeschnittene Haupt der Medusa bluten, Artemisia Gentileschi lässt Judit an Holofernes' Kopf säbeln und das "Pinup-Girl" Lucrecia darf sich gleich mehrmals auf äußerst eindrucksvolle Weise den Dolch in die eigene Brust rammen. Da werden Nägel in Köpfe gerammt, listige Weiber machen Helden den Gar aus und auch Naturkatastrophen, allen voran Vulkanausbrüche, dürfen leutend rot Zerstörung über die Welt bringen.

Von "Der Tod kann kommen" bis zum "Jüngsten Gericht"

Die Ausstellung "Lust am Schrecken" ist liebevoll in sieben Themenbereiche aufgeteilt. Man kann sich von "Schönheit und Schrecken" über die berühmte Laokoon-Gruppe an "Der Tod kann kommen" vorbeiarbeiten, um dann bei der "Gruppe der starken Frauen" - allesamt gerade mit Morden beschäftigt - oder der "Gruppe der Frevler" zu verweilen.

Schließlich kann man noch die "Ästethik des Schreckens" genießen, um zuletzt beim Jüngsten Gericht und den sieben Todsünden von Hieronymus Bosch zu landen. Der berühmte Altar ist gesäumt von Teufeln, Dämonen und Versuchungen anderer Künstler. Danach freut man sich dann auf einen Kaffee und ein leckeres Stück Torte, um seinen eigenen Beitrag zu Versuchung und Sünde beizusteuern.

Eine gelungene Ausstellung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Und weil die Geschichten um die Bilder noch schauriger sind als das Dargestellte selbst, sollten Sie die Chance ergreifen und sich durch die Schau führen lassen. Es zahlt sich aus!

 

Die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste ist neben dem Kunsthistorischen Museum die größte öffentlich zugängliche Altmeistersammlung Österreichs. Trotzdem gibt es kaum große Ausstellungen. Zum Glück hat das kleine Team an Kunsthistorikerinnen nun zum ersten Mal seit der Wiedereröffnung 2010 liebevoll Statuen, Zeichnungen und Gemälde zu sieben toll-grauenvollen Themenkreisen zusammengetragen.

Leigaben trudelten dazu aus Rotterdam, Budapest, Neapel, Florenz, Salzburg und Innsbruck ein. Auch die großen Wiener Häuser wie das Belvedere, die Albertina und das Kunsthistorische lieferten ihre "schrecklichen" Exponate, auf dass sie dem Zuschauer das Fürchten lehren.

Lust am Schrecken

Ausdruckformen des Grauens

12. Dezember 2014 bis 15. März 2015

Gemäldegalerie der Akademie der Bildenen Künste Wien

Schillerplatz 3, 1. Stock, 1010 Wien

Öffnungszeiten: Di-So, Feiertag 10-18 Uhr

Preise: 8 Euro, mit Ermäßigung 5 Euro

Führungen: Samstag um 15.30 Uhr, Sonntag um 10.30 Uhr und auf Anfrage

Mehr Infos:

Zur Ausstellung ist ein gleichnamiger Katalog erschienen: 128 Seiten, Bibliothek der Provinz, 29 Euro