Österreich

"Mehr Studienplätze für Ärzte, wir brauchen sie"

Heute Redaktion
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Landesvize Stephan Pernkopf (VP) über den Ärzte- und Pflegemangel, den harten Beruf des Bauern, die Holzkrise und die Zusammenlegung der Spitäler und Heime.

"Heute": Herr Landesvize, wie läuft die Zusammenlegung der Spitäler und Heime? Wird sich für Patienten irgendetwas ändern?



Stephan Pernkopf: Mit der Zusammenlegung von Spitälern und Heimen in der Landesgesundheitsagentur wollen wir die Gesundheitsversorgung für alle Niederösterreicher verbessern. Die neue Dachorganisation wird eine engere Zusammenarbeit zwischen Kliniken und Pflegeheimen und eine durchgehende Versorgung der Bevölkerung mit Gesundheits- und Pflegeleistungen bringen. Für die Patienten bedeutet das dann also bessere Versorgung und Durchgängigkeit, vor allem bei den Prozessen im Hintergrund, die schneller und effizienter werden.

"Heute": In der Pflege gibt es gewaltigen Aufholbedarf (Stichwort Pflegenotstand) – Spitalsärzte gibt es zwar genug, aber viele stöhnen unter der Belastung – wie könnte man dem entgegenwirken?

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Pernkopf: Wir brauchen mehr Jungärzte, deshalb fordere ich mehr Studienplätze. Es kann doch nicht sein, dass sich 16.000 junge Menschen für das Medizin-Studium interessieren, aber nur 1.600 Studienplätze angeboten werden. 9 von 10 jungen Menschen wird damit der Wunsch, Arzt zu werden, verwehrt, dabei können wir jeden einzelnen brauchen, der sich für einen Gesundheitsberuf als Arzt oder Pfleger interessiert.



"Heute": Die Feuerwehren klagen über Nachwuchssorgen. Sind die Lösungen jeweils bei den einzelnen Wehren zu suchen oder kann das Land hier etwas tun?



Pernkopf: Freiwilliges Engagement muss wieder mehr wertgeschätzt werden. Bei Aufnahmen in den Landesdienst wird das bereits berücksichtigt. Außerdem möchte der Feuerwehrverband das Aufnahmealter zur Jugendfeuerwehr senken, die Jung-Florianis sind mit Feuereifer bei der Sache.



"Heute": Viele Holzbauern stöhnen unter dem Schädlingsbefall – man muss teils auf ausländisches Holz zurückgreifen. Wie will man das Problem in den Griff bekommen?



Pernkopf: Wir helfen bei der Wiederaufforstung und appellieren an die Sägeindustrie, weniger ausländisches Holz zu importieren. Auch jeder einzelne kann etwas beitragen, nämlich heimisches Holz kaufen, zum Beispiel beim Heizen oder als Baustoff.





"Heute": Gatterjagd wird auf Raten abgeschafft – oder ist da noch ein Hintertürl offen? Wie ist da der Stand?



Pernkopf: Das ist beschlossene Sache, Jagdgatter sind in NÖ ab 2029 verboten, Hetzjagden schon früher.





"Heute": Die Zahl der bäuerlichen Betriebe in NÖ ist nach wie vor rückläufig – Klimawandel, Eigenmarken der Konzerne, Dumpingpreise bei Milch, Eiern; lohnt es sich noch, Bauer zu sein?



Pernkopf:Der große Rückgang hat bereits vor Jahrzehnten stattgefunden. Vor 40 Jahren hat ein Bauer aber auch nur halb so viele Menschen ernährt wie heute. Die Herausforderungen sind natürlich groß, aber auch das Interesse der Jungbauern. Dafür brauchen sie aber auch gute Rahmenbedingungen. Denn wenn immer nur die Auflagen und Vorschriften im Inland erhöht werden, dann kommen die Nahrungsmittel in Zukunft aus dem Ausland, wo sie unter garantiert niedrigeren Umweltstandards produziert werden. Ich will, dass wir uns jederzeit mit heimischen Lebensmitteln ernähren können, dafür braucht es die Bauern.





"Heute":Hitzeperioden, Holzbefall – wie bemerken Sie den Klimawandel auch in NÖ? Und was ist zu tun?



Pernkopf: Alleine werden wir den Klimawandel nicht aufhalten, aber wir müssen tun, was wir können. Und das machen wir in Niederösterreich bereits seit Jahren. Seit 2015 erzeugen wir 100 Prozent unseres Stroms aus Erneuerbarer Energie, und auch das letzte Kohlekraftwerk in Dürnrohr wird heuer abgeschaltet. Wir schützen Klima und Umwelt und nützen den Klimaschutz auch als wirtschaftliche Chance für Niederösterreich. Photovoltaik-Anlagen wollen wir verzehnfachen! (Lie)