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"Mein Freund checkt andere Frauen ab!"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Fremde Männer würden sich ein Bein ausreißen, um mit Gina Sex zu haben. Nicht so ihr Freund. Der verbringt seine Zeit lieber beim Flirten mit anderen Frauen.

Frage von Gina (29) an Doktor Sex: Ich bin seit 18 Monaten mit meinem Freund zusammen. Emotional und geistig könnten wir nicht besser zusammenpassen. Auch körperlich war es zu Beginn super und wir konnten kaum über längere Zeit die Finger voneinander lassen. Doch langsam schwindet sein Begehren. Es ist zwar nicht völlig weg, jedoch ist es für mich viel zu wenig.

Möglicherweise vergleiche ich ihn aber zu sehr mit anderen Männern, die mir offen zeigen, wie sehr sie mich begehren. Sie würden sich ein Bein ausreißen, um mit mir Sex zu haben. Mein Freund aber nimmts eher gemütlich. Natürlich weiß ich, dass die Lust Schwankungen unterworfen ist. Und mir ist auch bekannt, dass man oft das am meisten begehrt, was man nicht hat. Dennoch lässt mich das Thema nicht los. Umso mehr, als ich neulich per Zufall herausfand, dass mein Freund offenbar andere Frauen abcheckt. Es scheint also, als wäre seine Lust durchaus vorhanden. Ich frage mich, ob es möglich ist, andere Frauen anzuflirten, in der Beziehung die Lust weniger zu zeigen als früher und trotzdem mit nur einer Frau glücklich sein zu können. Oder ob es lediglich eine Frage der Zeit ist, bis jemand von uns beiden fremdgeht.

Antwort von Doktor Sex

Liebe Gina

Statistisch gesehen ist es in den meisten Beziehungen letztlich nur eine Frage der Zeit, bis einer oder gar beide Partner fremdgehen. Aber zu Beginn einer Liebschaft, wenn alles rosarot gefärbt ist und sich zwei Menschen unzertrennlich fühlen, ist diese Tatsache für viele schlicht unvorstellbar. Und danach, wenn aus der Verliebtheit eine Beziehung entstanden und nach Monaten schließlich der Alltag eingekehrt ist, glauben oder hoffen die meisten, dass fremdgehen ein Phänomen ist, das in anderen Beziehungen auftritt, ihnen selbst und ihrem Partner aber erspart bleibt.

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Wie dein Freund tickt und ob es ihm möglich ist, ausschließlich mit dir glücklich zu werden, wird sich weisen. Dies scheint mir aufgrund deiner Ausführungen aber gar nicht so sehr das Thema zu sein. Die Frage ist doch eher, wie lange du den scheinbar unzähligen Angeboten der vielen Männer aus deinem Umfeld wirst widerstehen können. Zumal du ja bereits jetzt mit Sicherheit sagen kannst, dass der karge Rest an Begehren, den du von deinem Freund noch spürst, für dich bei weitem nicht ausreicht.

Sexuelle Treue ist nicht allein eine Frage des guten Willens. Deshalb ist auf Treueschwüre kein Verlass. Angesichts sich bietender Gelegenheiten, stellen sich diese häufig als vorschnell abgegebene Lippenbekenntnisse heraus und es zeigt sich, was schon den Verfassern der Bibel bewusst war: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Aus diesem Grund scheint es mir wenig sinnvoll, wenn ihr euch gegenseitig immer wieder aufs Neue bereits gemachte Versprechen entlockt, einander eurer Schönheit und Großartigkeit versichert und eure Beziehung der Ewigkeit versprecht.

Spannender, weil unberechenbarer und letztlich wohl nutzbringender, ist der Dialog über das, was der Begriff "Treue" für euch beinhaltet, welche Wirkung "Untreue" auf euch und euer Selbstwertgefühl hat und worauf ihr das zurückführt. Ihr könnt auch darüber reden, ob und wie eure individuellen Vorstellungen allenfalls in einer für eure Beziehung gültigen und lebbaren Regelung zusammengeführt werden könnten. All das führt zwar nicht zu einer Garantie für Treue, aber zu mehr Selbsterkenntnis und wahrscheinlich auch zu einem bewussteren und entspannteren Umgang mit Egoismus und Besitzansprüchen in der Beziehung. (wer)