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"Mein Freund ist leider so gut wie impotent!"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Zwar kam Mary lange auch ohne Geschlechtsverkehr zu befriedigendem Sex. Doch langsam hat sie genug von der Situation. Viagra hat nicht geholfen. Was nun?

Frage von Mary (43) an Doktor Sex: Mein Freund (39) und ich kennen uns seit 18 Monaten. Unsere Begegnung begann im Netz. Bevor wir ein Paar wurden, hatten wir häufig geile Sexchats. Als wir uns dann real begegneten, stellte sich bald heraus, dass er leider so gut wie impotent ist. Trotzdem pflegten wir am Anfang ein intensives Sexleben, halt meist ohne die Beteiligung des Penis. Ich wurde von ihm aber immer voll befriedigt. Mittlerweile weicht er mir aber zunehmend aus. Es gibt auch kaum noch zärtliche Momente. Die ganze Situation ist für beide sehr frustrierend. Dennoch lehnt mein Freund den Besuch bei einer Fachperson kategorisch ab. Viagra hat er schon ausprobiert – ohne Erfolg. Zu sagen ist auch noch, dass er raucht und gelegentlich auch kifft. Könnte ihm ein Facharzt helfen oder wäre es besser, zu einem Psychotherapeuten zu gehen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Mary

Weil sie den Kern der männlichen Identität treffen, entwickeln Potenzprobleme oft eine ungeahnte Eigendynamik. Bereits kleinste und völlig harmlose Erektionsstörungen, wie sie im Leben eines Mannes immer wieder vorkommen, führen bei manchen Betroffenen sofort zu einer großen Verunsicherung und sexuellen Versagensängsten. Und weil Unsicherheiten und Ängste einen negativen Einfluss auf die Erektionsfähigkeit haben, werden allenfalls bereits vorhandene Ursachen noch verstärkt. Die so in Gang gesetzte Negativspirale macht aus einer an sich bedeutungslosen Episode, die beispielsweise aufgrund von temporärem Stress am Arbeitsplatz auftritt, rasch ein sich selbst verstärkendes Problem.

Impotenz kann die Lebensqualität und das Wohlbefinden des betroffenen Mannes und seiner Lebenspartnerin oder seines Lebenspartners sehr einschränken. Weil Männer häufig Schwierigkeiten haben, sich bei körperlichen Schwächen und Störungen Unterstützung zu holen oder darüber zu sprechen, führen solche Probleme schnell zu Rückzug und einsamem Leiden. Aufgrund deiner Beschreibung vermute ich, dass bei deinem Freund eine ähnliche Dynamik im Gang ist. Trotzdem bringt es nichts, wenn du ihn unter Druck setzt. Letztlich muss der Impuls von ihm aus kommen, denn sonst ist kaum mit einer echten Veränderung zu rechnen. Wenn du magst, kannst du ihm ja meine Antwort auf deine Frage zeigen. Vielleicht bewirkt sie einen Umschwung in seiner Haltung und in seinem Denken.

Folgendes sollte dein Freund unbedingt wissen:

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Potenzprobleme, im Fachjargon spricht man auch von erektilen Dysfunktionen beziehungsweise erektiler Impotenz, können neben den oben teilweise beschriebenen psychischen auch körperliche Ursachen haben. Besonders zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus (die sogenannte Zuckerkrankheit) und Übergewicht. Aber auch der Konsum von Drogen – dazu gehören auch Alkohol und Nikotin – und gewisser Medikamente können zu Impotenz führen. Aus diesen Gründen sollten sich Männer mit Potenzproblemen, deren Ursache nicht mit Sicherheit psychischer Natur ist, unbedingt gründlich vom Hausarzt oder von einem Urologen untersuchen lassen. Nur so können körperliche Erkrankungen frühzeitig erkannt oder aber sicher ausgeschlossen werden. Sind psychische Probleme die Ursache, kann eine psychiatrisch-psychologische Begleitung hilfreich sein. Je früher Betroffene therapeutische Hilfe suchen, desto größer sind die Chancen auf Heilung.

Diagnostisch liegt eine "echte" erektile Impotenz dann vor, wenn ein Mann mindestens sechs Monate oder länger unfähig ist, eine Erektion zu bekommen oder so lange aufrechtzuerhalten, um einen befriedigenden Geschlechtsverkehr vollziehen zu können. Untersuchungen legen nahe, dass rund 50 Prozent der über 40-jährigen Männer zumindest vorübergehend davon betroffen sind. Altern ist also ein "Risikofaktor" für Impotenz.