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"Mein Freund lügt, wenn es um Pornos geht!"

Heute Redaktion
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Weil ihr Partner vergaß, den PC herunterzufahren, hat Effi dort Links auf Pornoseiten gefunden.
Weil ihr Partner vergaß, den PC herunterzufahren, hat Effi dort Links auf Pornoseiten gefunden.
Bild: iStock

Weil ihr Partner vergaß, den PC herunterzufahren, hat Effi dort Links auf Pornoseiten gefunden. Dabei versicherte er ihr, keine solchen Filme zu schauen. Warum lügt er?

Frage von Effi (27) an Doktor Sex:Ich bin seit zwei Jahren mit meinem Partner zusammen. Als ich ihn am Anfang der Beziehung fragte, ob er Pornos schaue, verneinte er. Jetzt habe ich aber auf seinem PC, den er zufälligerweise nicht heruntergefahren hatte, einige Links zu solchen Seiten gefunden. Dass er heimlich Pornos schaut, verletzt mich – umso mehr, als die Leidenschaft und das Begehren, die am Anfang unserer Beziehung sehr stark waren, in letzter Zeit ständig abnahmen und unser Sexleben zunehmend unbefriedigender wurde. Warum tut er das? Und warum lügt er mich an? Soll ich ihm sagen, was ich auf seinem PC gefunden habe?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Effi

Es mag zwar spitzfindig tönen, aber ob dein Partner tatsächlich Pornos schaut, kannst du aufgrund der Links, die du auf seinem PC gefunden hast, nicht mit Sicherheit sagen – auch wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist. Sie geben dir jedoch die Möglichkeit, ihn darauf anzusprechen und die Sache in einem Gespräch klarzustellen. Wichtig scheint mir, dass du das Ganze gelassen angehst und auch dann ruhig zu bleiben versuchst, wenn sich herausstellen sollte, dass er dich angelogen und entgegen seiner Aussagen solche Filme konsumiert hat. Emotionale Ausbrüche und Schuldzuweisungen machen alles nur noch schwieriger. Und wenn du sonst mit deinem Freund und eurer Beziehung zufrieden bist, werden die paar Sexfilme wohl nicht dazu führen, dass du die Beziehung beendest.

Der Umgang mit gezeigter Sexualität in unserer Gesellschaft ist zwiespältig. Die Bildsprache in der Werbung ist durchzogen von einem erotisch-sexuellen Unterton. Egal ob Ferien, Zahnbürsten, Alkohol oder Autos: Alles wird mit Sex in Verbindung gebracht. Wohin man auch schaut, überall wird man angemacht und aufgegeilt. Gleichzeitig wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Nase gerümpft, wenn es um Porno geht.

Männer scheinen, mehr als Frauen, auf sexualisierte Bild-Botschaften zu reagieren, was dazu führen kann, dass die Sexualität in der Beziehung unter Druck gerät. Durch den gegenseitigen Treueanspruch ist die Partnerschaft in der Regel der einzige Ort, an dem die im Alltag sich aufstauenden sexuellen Reize legal ausgelebt und abgebaut werden dürfen. Auf Dauer will und kann aber niemand diesem Kompensationsanspruch genügen, weshalb sich manche Frauen aus dem gemeinsamen Sexualleben zurückziehen, während manche Männer damit beginnen, auf den Konsum von Pornos und Selbstbefriedigung auszuweichen oder sich bei einer Sexworkerin Entspannung zu verschaffen. Da aber beide Verhaltensweisen das Treueversprechen verletzen, tun sie beides heimlich. Entsprechend groß sind der Schrecken und die Sprachlosigkeit für alle Beteiligten, wenn die Sache auffliegt – so wie gerade bei dir.

Wichtig scheint mir, dass das Versteckspiel aufhört. Egal wie und weshalb diese Links auf seinen PC kamen: Es gibt keinen Grund, dir nicht die Wahrheit zu sagen, zumal der Verdacht bereits im Raum und die Vertrauenskrise vor der Tür steht. Fehler zu machen ist menschlich. Dumm ist, nichts daraus zu lernen. Auch wenn es schmerzt: Nach zwei Jahren Beziehung seid ihr definitiv im Alltag angekommen. Das zeigt übrigens auch die Tatsache, dass Leidenschaft und Begehren stark abgenommen haben. Damit will ich nicht sagen, dass der Ofen aus ist. Aber wenn ihr euren Weg gemeinsam weitergehen wollt, geht es nun darum, die Komfortzone zu verlassen und echte Auseinandersetzungen zu führen. Dazu gehört auch, zu klären, welche Freiheiten ihr euch im Umgang mit Sexualität geben und wie ihr es mit der Ehrlichkeit halten wollt. Ab und zu einen Porno zu schauen, scheint mir weniger problematisch zu sein als sich gegenseitig anzulügen, nur um den Schein einer "guten" Beziehung zu wahren und nicht mit der ungeschminkten, aber menschlichen Wahrheit umgehen zu müssen. (wer) (red)