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"Mein Mann pflegt bei der Arbeit Sexfantasien!"

Kathrins Partner vergnügt sich in seinem Kopf mit der Bürokollegin, der Nachbarin und sogar mit ihren Schwestern. Wo endet das?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Kathrin (43) an Doktor Sex: Mein Partner stellt sich während der Arbeit seine Kolleginnen nackt vor und fantasiert vom Sex mit ihnen. Das Gleiche tut er offenbar auch mit Nachbarinnen – und sogar mit meinen Schwestern. Er findet, das sei kein Problem, alle Männer würden das tun. Und er könne diese Gedanken auch nicht abstellen. Ich (43) finde das abstoßend.

Vielleicht muss ich hier noch erwähnen, dass mein Mann jahrelang und im Geheimen pornosüchtig war. Seit einem Jahr hat er diese Sucht nun aber im Griff und – gemäß seinen Aussagen – schaut er keine Pornos mehr. Allerdings erst, nachdem er aufgrund einer Depression zusammengebrochen war und sich bei einem Psychiater Hilfe holte.

Wir können inzwischen offen über alles sprechen, auch über Sex. Unsere Gespräche sind direkter geworden und gehen vielmehr in die Tiefe. Trotzdem leide ich stark unter seinen Fantasien und denke auch vermehrt an eine Trennung. Ist dieses sexuelle Fremddenken normal? Und führt es letztlich nicht automatisch auch zum Fremdgehen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Kathrin

Das menschliche Gehirn ist eine Blackbox, das heißt, dass niemand mit Sicherheit voraussagen kann, wie eine Person einen bestimmten Reiz von außen verarbeiten und darauf reagieren wird – also, welches Verhalten sie zeigen wird. Es ist daher auch nicht möglich, einen unmittelbaren Reiz-Reaktions-Zusammenhang zwischen den sexuellen Fantasien deines Mannes und seiner allenfalls daraus resultierenden Handlungen herzustellen.

Ob und wie dein Mann die Inhalte seines Kopfkinos in der Realität umsetzen wird, kann dir daher niemand sagen. Da ihr aber zwischenzeitlich ja offen und ehrlich über alles sprechen könnt und euch auch nicht zu scheuen scheint, die Dinge beim Namen zu nennen und wenn nötig in die Tiefe zu gehen, um mit einem Thema klarzukommen, dürfte es nicht allzu schwierig sein, mit deinem Mann zusammen im Gespräch herauszufinden, was Sache ist.

Damit eine solche Erörterung gelingen kann, braucht es aber Vertrauen, Wahrhaftigkeit sowie einen bewussten Umgang mit sich selber und dem Gegenüber. Letzterer beinhaltet auch, sich nicht als Opfer eines biologischen Programms – beispielsweise des sogenannten Sexualtriebs – zu konstruieren oder dem Partner oder der Partnerin diese Rolle zu unterstellen.

Es ist in der Tat so, dass Gedanken ein Eigenleben haben. Sie kommen und gehen wie die Wolken am Himmel. Jedoch ist es entscheidend, ob man diese aktiv bearbeitet – also sich ihnen widmet und sie weiterdreht und so quasi noch Benzin ins Feuer gießt – oder ob man sie einfach vorbeiziehen lässt und ihnen keine Aufmerksamkeit schenkt.

Dein Mann scheint seine Fantasien zu genießen und zu pflegen. Aber so gibt er ihnen Nahrung, was dazu führt, dass sie größer und größer werden – wie ein Lebewesen, das man füttert. Dadurch läuft er Gefahr, erneut in eine Suchtspirale zu geraten. Es scheint mir daher ratsam, wenn er dieses Thema einmal mit seinem Psychiater bespricht. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected]