Österreich

"Mein Mehrparteienhaus erzeugt Strom selbst"

Heute Redaktion
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Ab Herbst versorgt die erste Gemeinschafts-Solarstromanlage auf einem Mehrparteienhaus 38 Haushalte. Karl Reisinger (79) ist einer der Bewohner – und elektrisiert.

Reisinger war einer der ersten im Haus in der Lavaterstraße, der sich für eine gemeinsame Photovoltaik-Anlage interessierte: "Mir ist der Klimaschutz im Hinblick auf zukünftige Generationen und unsere Kinder ein echtes Anliegen. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass es jetzt auch Solaranlagen für Wohnhäuser in der Stadt gibt. Da hab' ich sofort bei unserem Eigentümer nachgefragt, ob das auch bei uns möglich ist", so der gebürtige Steirer.



Gemeinsam mit Wien Energie hat die WBV-GPA, der das Wohnhaus gehört, das Dach einem Potentialcheck unterzogen. Und Reisinger suchte nach Verbündeten: "Ich habe meine Nachbarn motiviert, auch mitzumachen, damit wir eine Solaranlage für unser Haus bekommen." Das "sein" Haus jetzt sogar das erste in Wien ist, freut Reisinger sehr: „Bald haben wir unser eigenes Sonnen-Kraftwerk am Dach. Wir warten schon mit Hochspannung darauf", lacht der Senior.

Sonnenstrom für 38 Haushalte

38 Haushalte in der Lavaterstraße nutzen bald Sonnenstrom direkt vom eigenen Dach. Möglich wird dieses neue Modell durch die Ökostrom-Novelle aus dem vergangenen Jahr. 400 Quadratmeter Dachfläche wird die Photovoltaik-Anlage am Hausdach messen und damit rund 60.000 Kilowattstunden Solarstrom im Jahr erzeugen. Die Anlage ist dabei so dimensioniert, dass ein Teil des erzeugten Solarstroms am Standort verbraucht wird, der Überschussstrom wird in das Netz eingespeist. Bei normalem Verbrauchsverhalten kann jeder teilnehmende Haushalt rund 30 Prozent seines Jahresstrombedarfs vom eigenen Hausdach abdecken. rechnet Wien Energie am Freitag in einer Aussendung vor.

Für die Mieter fallen weder Investitions- noch laufende Fixkosten an. Der lokal erzeugte Sonnenstrom wird den Bewohnern als Tarif angeboten und ist durch den teilweisen Wegfall von Netzgebühren und Abgaben günstig. In der Lavaterstraße investiert Wien Energie knapp 80.000 Euro. Die Inbetriebnahme ist für Herbst 2018 geplant.

6.800 bestehende Mehrparteienhäuser geeignet

Theoretisch ist jede mit Sonne bestrahlte Fläche für Photovoltaik nutzbar. In der Praxis jedoch nur Flächen, die zu vertretbaren Kosten für Solarstrom genutzt werden können. Laut Statistik Austria gab es 2011 in Wien rund 154.000 Wohnhäuser. Davon sind rund 68.000 Mehrfamilienhäuser. 6.800 bestehende Mehrparteienhäuser sind für Gemeinschaftsanlagen geeignet, heißt es von Wien Energie. (Red)

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