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"Meine Freundin umarmt andere Typen!"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Kari hat genug davon, seiner Freundin im Ausgang beim Flirten mit anderen Männern zuzuschauen. Sie sieht das alles nicht so eng. Ist sie die Falsche für ihn?

Frage von Kari (20) an Doktor Sex: Meine Freundin ist sehr lebendig und hat keine Berührungsängste. Ich hingegen bin eher zurückhaltend. Deshalb habe ich auch keine Lust zuzuschauen, wie sie aus Spaß andere Typen umarmt, mit ihnen mehr lacht als mit mir oder in meiner Anwesenheit anzügliche Sprüche klopft. Ich fühle mich dann fehl am Platz. Sie findet das alles kein Problem und kann nicht verstehen, dass mich das wütend macht. Ich habe Verständnis dafür, dass sie anders ist, wenn wir mit Kollegen zusammen sind. Doch ich lasse mir nicht gefallen, dass sie mich und unsere Beziehung in solchen Momenten einfach ignoriert. Schließlich sollte man den Wünschen des Partners doch ein wenig nachgehen. Ist sie die Falsche für mich?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Kari

Die meisten Menschen sind bequem und träge. Ein Verhalten, das sich im Lauf ihres Lebens als "sinnvoll und richtig" herausgestellt hat, versuchen sie möglichst lange aufrechtzuerhalten. Oft auch dann noch, wenn die Umgebung sich widersetzt oder ihnen auf andere Art eine Verhaltensänderung nahelegt. Meist beginnt dann ein zähes Ringen darum, wer sich bewegen muss. Jede Partei bringt ihre Argumente vor, stellt Drohungen in den Raum und versucht zu beweisen, dass sie "recht" hat, mit dem Ziel, die andere Seite in Bewegung zu bringen. Solche Machtkämpfe können sehr lange dauern und bizarre Formen annehmen. In manchen Beziehungen werden sie sogar zum zentralen Inhalt.

Du hast recht: Partnerschaften beruhen tatsächlich auch auf Rücksichtnahme den Wünschen und Bedürfnissen des Partners oder der Partnerin gegenüber. Sie beruhen aber in erster Linie auf der Freiheit des einzelnen Menschen, zu wählen, wo, wie und mit wem er leben will. Problematisch wird das Wünschen dann, wenn es missbraucht wird, um ein Gegenüber zu manipulieren. Und genau das tust du. Indem du bei deiner Freundin durch die emotionale Bindung, die sie zu dir hat, eine Verhaltensänderung bewirken willst, die dir ermöglicht, die ganze Verantwortung auf sie abzuschieben. So schützt du dich davor, dich selber hinterfragen und womöglich weiterentwickeln zu müssen.

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Wenn du hundertprozentig davon überzeugt bist, dass deine Haltung und deine Wertvorstellungen in dieser Sache absolut richtig sind und eure Beziehung nur Bestand haben kann, wenn sie ihr Verhalten dir anpasst, kannst du es vergessen. In diesem Fall ziehst du besser einen Schlussstrich und begibst dich auf die Suche nach einer Frau, die sich genau so verhält, dass du problemlos damit umgehen kannst und dein Sicherheitsbedürfnis vollumfänglich erfüllt wird. Natürlich gilt das Gesagte auch für deine Freundin, denn wenn sie auf stur stellt und nur rücksichtslos ihren Vorstellungen folgen will, ist euer Projekt genauso zum Scheitern verurteilt.

Wenn du hingegen weißt, dass in dir auch Zweifel leben in Bezug auf deine Überzeugungen, wenn du spürst, dass die Lebendigkeit deiner Freundin eine Ressource ist, auch wenn du sie im Moment als Bedrohung erlebst und wenn auch sie einen Zugang zu der Möglichkeit hat, dass du ihr einen Spiegel vorhältst, in dem sie ihr Verhalten reflektieren kann, dann hat eure Beziehung eine Chance. Auf dieser Basis ist Auseinandersetzung möglich. Und daraus kann ein Entwicklungs- und Lernprozess entstehen. Ihr habt die Wahl! (wer)

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