Community

"Meine Freundin will Sex mit anderen Männern!"

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: iStock

Timon ist besorgt, seit ihm seine Freundin ihre Vorstellungen vom Umgang mit Sexualität mitgeteilt hat. Gibt es eine Lösung, die für beide befriedigend ist?

Frage von Timon (24) an Doktor Sex: Ich bin seit zweieinhalb Jahren mit meiner Freundin zusammen. Wir haben eine sehr schöne Beziehung und lieben uns. Nun sagte sie mir neulich, dass sie sich nicht vorstellen könne, den Rest ihres Lebens mit nur einem Mann Sex zu haben. Im Gegensatz zu mir hat sie vor unserer gemeinsamen Zeit die Erfahrung gemacht, Sex zum Spaß, also ohne tiefere Gefühle, zu haben. Ich kenne das nicht und bin deshalb verunsichert. Sie meint, ich solle es ruhig ausprobieren, aber das will ich nicht. Was kann ich tun, um in diesem Punkt eine für beide Seiten glückliche Lösung zu finden?

Antwort von Doktor Sex



Lieber Timon

Eine wackelige Situation, in die du dich da hineinmanövriert hast mit diesem etwas trotzig anmutenden "das will ich nicht". Die Ansage deiner Freundin ist klar. Und damit auch, was für sie – zumindest im aktuellen Lebensabschnitt – eine befriedigende Lösung ist – eine offene Beziehung nämlich. Wenn du daher jetzt schon mit Sicherheit sagen kannst, dass das von ihr vorgeschlagene Experiment des Ausprobierens und auch eine daraus sich allenfalls ergebende offene Beziehung für dich absolut ausgeschlossen sind, kannst du die Sache hier beenden. Zu versuchen, euch gegenseitig von etwas zu überzeugen, von dem ihr beide wisst, dass es das Gegenüber aus innerster Überzeugung nicht will oder gar eine Beziehung zu führen, die zwangsläufig von Misstrauen geprägt wäre und zu Heimlichkeiten führen würde, ist sinnlose Zeitverschwendung.

Wenn du dir hingegen vorstellen kannst, das Wagnis einzugehen und einen Schritt auf einem Weg zu machen, der zieloffen ist, scheint mir ihr Vorschlag für eure Situation passend. Er schafft nämlich eine hilfreiche Ausgangslage, um entscheiden zu können, ob ihr eure Beziehung weiterführen wollt, und wenn ja, welche Form euch entspricht und was ihr tun oder lassen wollt. Dieser Entscheidungsprozess würde für dich klarer und wohl auch einfacher, weil du nach dem Selbstversuch aus eigener Erfahrung wüsstest, wovon sie spricht und du gleichzeitig die Vor- und Nachteile für dich selber abschätzen könntest. Die Erfahrung zu machen, wie es wirklich ist, neben einer Liebesbeziehung auch noch mit einer anderen Frau Sex zu haben und nicht nur aus der Phantasie heraus und von Ängsten geleitet zu argumentieren, bedeutet nicht, dass du dadurch auch gleich der offenen Beziehung als Modell zustimmst. Falls du nach dem Versuch erkennen solltest, dass das für dich definitiv keine passende Form des Zusammenlebens ist, wäre es an dir, dies zu kommunizieren. Ihr müsstet dann nach anderen Lösungen suchen oder die Beziehung an diesem Punkt beenden – im Wissen darum, es wirklich versucht zu haben.

Ich vermute, dass deine Ablehnung nicht dadurch begründet ist, dass du mit einer anderen Frau Sex haben müsstest. Vielmehr scheint dich der Umstand zu beunruhigen, dass deine Freundin Sex mit anderen Männern hätte, wenn du dich auf das von ihr vorgeschlagene Ausprobieren oder gar auf eine offene Beziehung einlassen würdest. Tatsächlich müsstest du ihr diesen Raum wohl oder übel lassen – und würdest dadurch zwangsläufig mit Abgründen und Emotionen konfrontiert, die ein solcher Schritt mit sich bringt: Eifersucht, Neid, Wut, Selbstzweifel und Verlustangst. Auf den ersten Blick scheint es daher logisch, dieser Konfrontation auszuweichen. Indem du – deiner Angst und deinem Besitzanspruch folgend – sie und ihr Anliegen einfach ignorierst und beispielsweise Treueregeln aufstellst oder indem du die Beziehung abbrichst und flüchtest. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: In beiden Fällen verlierst du deine Freundin. Denn indem du sie in ihrer Freiheit beschränkst, reduzierst du sie auf das, was dir genehm ist. Dies hat aber mit dem, was deine Freundin in einem umfassenden Sinn und als ganzer Mensch ist, nichts mehr zu tun. Sei mutig und versuch, den Weg weiterzugehen. Schlussmachen kannst du immer noch, wenn du es gar nicht aushältst. Viel Glück! (wer)