Österreich

"Meinen Deutschkurs bezahle ich selbst"

Heute Redaktion
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Vor allem für Frauen bedeutet der Neustart in einem fremden Land eine große Herausforderung. "Heute" zeigt in einer Serie auf, wie Frauen ihr neues Leben in Wien meistern.

In dem Raum am Keplerplatz sitzen rund zehn arabische Flüchtlinge, Frauen und junge Burschen. Bevor die Stunde beginnt, singt die Gruppe auf Deutsch "Alle Vöglein sind schon da". Razan Mohamad Jamil unterrichtet Flüchtlinge in Wien als muttersprachliche Referentin. In dem Kurs geht es diesmal um Gesundheit in Österreich: "Was tun, wenn man sich, oder jemand anderer verletzt? Was bedeutet die e-card?

Die 42-Jährige ist im November 2015 aus Syrien, Damaskus, nach Österreich geflüchtet. Mit dabei: ihre beiden Kinder, damals 19 und 16 Jahre alt. "Wir haben Drohungen bekommen, ich hatte Angst, entführt zu werden. Mein Sohn hatte gute Computerkenntnisse. Ich fürchtete, man würde diese für kriegerische Zwecke nützen."

Nach der abenteuerlichen Flucht fand die Alleinerzieherin, die in Damaskus als Arabisch-Lehrerin und Sozialarbeiterin für Kinder und Jugendliche arbeitete, einen Job bei der MA 17. Zusätzlich arbeitet sie freiwillig für nachbarschaftliche Projekte mit, wie der Workshop "So duften die Kulturen", der am 14. September im Favoritner Arthaberpark abgehalten wird. Ein Erntefest des Kräutergartens. "Ich will den Frauen Vorbild sein, ihr Selbstbewusstsein stärken, erklärt Razan. Mir haben Österreicher geholfen, als ich hier ankam. Silvia und Helmut haben für mich und meine Kinder eine Wohnung gefunden. Ich bin ihnen so dankbar."

Ob sie gläubig ist? "Ja,aber nicht sehr. Kopftuch habe ich nie getragen, ich bin liberal aufgewachsen", erklärt sie, und zeigt eine Urkunde, die sie von der Wiener Polizei bekommen hat: für ein Modul zum Thema "Sicherheit", an dem sie teilgenommen hat. Ihren Deutschkurs bezahlt sie selbst. Ihre Lieblingsspeise in Wien? "Eiernockerln!"

(jem)