Österreich

"Mindestsicherung Neu fördert aktiv Kinderarmut"

Heute Redaktion
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Von der Reform der Mindestsicherung sind auch Alleinerziehende direkt betroffen. Susanne C. (42) weiß, wie es ist ein Kind in Armut erziehen zu müssen.

"Die Mindestsicherung Neu fördert Kinderarmut aktiv, anstatt sie zu bekämpfen", zeigt sich Susanne C. (42) gegenüber "Heute" verärgert. Die alleinerziehende Mutter einer Tochter (10) hat es selbst erlebt, was es heißt in Armut ein Kind erziehen zu müssen.

"Ich war zweimal selbst Mindestsicherungsbezieherin. Jetzt bin ich in Ausbildung zur Freizeitpädagogin, beziehe sie also nicht weiter. Aber ich weiß genau, wie es ist, mit sowenig Geld auskommen zu müssen", erzählt Frau C.

"Armut schränkt soziale Kontakte ein"

Mit viel Gefühl, Herz und Kreativität habe es sie geschafft, ihre Tochter die Armut nicht spüren zu lassen. "Das Schlimmste aber ist, dass Armut auch die sozialen Kontakte einschränkt. Ins Kino oder ins Kaffeehaus gehen ist da einfach nicht drin", erzählt Susanne.

"Der Vorwurf, dass die Wiener nicht aufstehen wollen, um arbeiten zu gehen, ist lächerlich. Wer sucht sich denn schon die Mindestsicherung als Lebensziel aus? Da wieder heraus zu kommen, ist extrem schwer", betonte Susanne. Sie selbst habe es durch Glück und die Hilfe von Bekannten geschafft. "Die meisten meiner Bekannten, die Mindestsicherung beziehen wollen, versuchen verzweifelt wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Doch bei Ämtern oder dem AMS werden sie stigmatisiert und schikaniert, eine Wohnung zu finden ist fast hoffnungslos", ärgert sich die Wienerin.

"Aufstand der Alleinerziehenden" vor dem Sozialministerium

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(Bild: Liste.Jetzt)

"Reform widerspricht verfassungsrechtlichem Gleichheitsgrundsatz"

Die geplante Staffelung der Mindestsicherung (für das erste Kind ist ein Sozialhilfe-Satz von 25% des Netto-Ausgleichszulagenrichtsatzes geplant, für das zweite Kind 15 Prozent und ab dem dritten Kind gibt es nur noch 5 Prozent, Anm.) ist für Susanne ein klarer Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz in der Österreichischen Bundesverfassung. "Die Reform bedeutet, dass manche Kinder mehr wert sind, als andere. Aber jedes Kind braucht gleich viel Essen oder Kleidung", so Susanne.

Statt also jenen, "die schon jetzt am Minimum leben, das letzte Auffangnetz" zu nehmen, tritt Susanne für andere Reformen ein. "Etwa eine echte Gesamtschule, die mithilft soziale Ungleichheiten zu reduzieren und für echte Chancengleichheit sorgt. Oder eine rechtliche Neuordnung der Väterbeteiligung, die verhindert, dass Väter die Verantwortung für gemeinsame Kinder alleine auf die Frau überwälzt". Eine stabile Demokratie müsse sicherstellen, dass es allen in der Gesellschaft gut gehe.

Neuer Verein will Alleinerziehenden Stimme geben

Um das zu erreichen, will Susanne C. nun mit anderen Betroffenen einen neuen Verein gründen. "Es ist wichtig, in der Öffentlichkeit aufzuzeigen, was die Mindestsicherung Neu tatsächlich bedeutet. Damit wollen wir aber auch auf die Anliegen der Alleinerziehenden hinweisen, die oft selbst keine Möglichkeit haben, ihre Stimme zu erheben", so die Wienerion.

Wer sich beteiligen will, kann sich an Teresa Roscher ([email protected]) melden. Der Verein ist parteiunabhängig, bis die neue Webseite fertig ist, wurde jedoch eine E-Mail-Adresse der Liste.Jetzt zur Verfügung gestellt.

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