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"Muss ich meine Sexfantasien vergessen?"

Anton hat mit seiner Freundin super Sex. Trotzdem hat er Lust auf Abwechslung. Aber seine Vorschläge stoßen auf Unverständnis und Ablehnung.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Anton (35) an Doktor Sex: Ich habe seit zwei Jahren eine Beziehung mit einer wundervollen Frau (29). Wir haben super Sex und genießen diesen beide in vollen Zügen. Nun habe ich vor ein paar Tagen meiner Freundin gesagt, dass ich mir insgeheim wünsche, von ihr ans Bett gefesselt zu werden. Ich gestand ihr auch, dass ich gerne einmal einen Dreier mit ihr und einem weiteren Mann oder einer weiteren Frau hätte und gerne mit Natursekt experimentieren würde. Sie war gar nicht begeistert von meinen Fantasien und meinte, dies seien Praktiken, die in Pornos und Salons praktiziert würden, sie aber wolle das nicht. Ihr Angebot war, mir diese Wünsche von einer Prostituierten erfüllen zu lassen. Ich will und kann aber nicht für Sex bezahlen. Meine Idee war einzig, noch mehr Abwechslung in unser Sexleben zu bringen. Muss ich meine Sexfantasien vergessen oder soll ich sie später nochmals fragen?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Anton

Da hast du aber mit der großen Kelle angerichtet bei der Präsentation deiner Wünsche. Jede einzelne deiner Fantasien hat ein nicht zu unterschätzendes Beunruhigungspotenzial und zusammen kommuniziert haben sie die Sprengkraft, um eine mittelgroße Beziehungskrise auszulösen. So gesehen hat deine Freundin nicht nur erstaunlich gelassen und differenzverträglich, sondern geradezu großzügig reagiert mit ihrem Angebot, dir deine Wünsche bei einer Sexarbeiterin erfüllen zu lassen.

Zu ihrem Bedürfnis und ihren Möglichkeiten, dich bei der Verwirklichung deiner Fantasien aktiv zu unterstützen, hat sie sich klar geäußert: sie will nicht. Dies gilt es zu akzeptieren. Das heißt nicht, dass das letzte Wort gesprochen ist und du deine Sexfantasien ein für alle Mal begraben musst. Im Moment aber scheint es mir angebracht, zu schweigen und Gras über die Angelegenheit wachsen zu lassen. Und bevor du dann später einen weiteren Vorstoß wagst, solltest du unbedingt zuerst deine Absicht und die dahinterliegenden Motivationen klären.

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Zentral scheint mir diesbezüglich die Frage, inwiefern es sich bei den von dir geäußerten sexuellen Spielarten um echte Bedürfnisse handelt, die du in die Realität umsetzen willst und wo es allenfalls eher um Fantasien geht, über die du zwar gerne mit deiner Freundin sprechen möchtest und deren Vorstellung dir einen gewissen Kick verschafft, die zu realisieren du jedoch nicht wirklich beabsichtigst. In diesem Zusammenhang wäre auch zu klären, was genau dir vorschwebt. Fesselspiele zum Beispiel können ganz unterschiedlich inszeniert werden. Es macht daher einen Unterschied, ob du von Handschellen und Ketten träumst oder ob du eher an sanftere Formen denkst. Diese Definitionsfrage stellt sich übrigens auch für deine Freundin. Auch sie hat ja wahrscheinlich eine bestimmte Vorstellung gehabt von den Praktiken, die du ihr schmackhaft machen wolltest. Hier wäre also ein Zugang für ein klärendes Gespräch.

Was die Umsetzung deiner Fantasien und Wünsche anbelangt, möchte ich dich auf eine Möglichkeit aufmerksam machen, die sich bei Ratsuchenden in meiner Beratungspraxis mehrfach bewährt hat: das Rollenspiel. Dabei schlüpfen beide Partner – unterstützt durch die entsprechende (Ver-)Kleidung – in eine fremde Identität und agieren aus dieser heraus. Man kann das Spiel auf die eigenen vier Wände beschränken, es lässt sich aber auch sehr gut in einer fremden Umgebung spielen. Was die Rollen anbelangt, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Vielleicht mag sich deine Freundin ja darauf einlassen? (wer)