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"Müssen Sonnensystem umplanen, um zu überleben"

Heute Redaktion
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Morgen startet die neue Sonderausstellung zum Mond. Einer, der den Trabanten "hautnah" erlebt hat, ist Ex-Astronaut Rusty Schweickart (84). "Heute" hat ihn getroffen.

Heute Abend wird im Naturhistorischen Museum Wien die neue Sonderausstellung "Der Mond. Sehnsucht, Kunst und Wissenschaft" eröffnet. Ein Ehrengast ist Russell "Rusty" Schweickart (84). Als Ex-NASA-Astronaut hat er den Erdtrabanten aus nächster Nähe erlebt.

Schweickart war im März 1969 Pilot der Apollo 9-Mission. Diese war die erste bemannte Raumfahrtmission, bei der die Mondlandefähre sowie deren An- und Abdockmanöver erstmals unter realen Bedingungen getestet wurde. Damit legte Apollo 9 auch die Basis für die erfolgreiche Mondlandung, die am 21. Juli 1969 stattfand.

"Mein erster Gedanke: Wie schön die Erde ist"

Schweickart war auch der erste Mensch, der jemals eine "extravehicular activity", also einen Einsatz außerhalb des Raumschiffs absolviert hat. Im Gespräch mit "Heute" erinnert er sich, was ihm dabei durch den Kopf ging. "Mein erster Gedanke war, wie schön die Erde ist. Als ich das erste Mal in das Weltall ausstieg, hatte ich keine Angst, nur den Gedanken, wie privilegiert ich bin, dass ich derjenige sein darf, der die Tür öffnet".

Die Apollo 9 Mission war das erste und einzige Mal, dass Schweickart im Weltall war. Die erste Mondlandung, die er durch seinen Einsatz mit ermöglicht hatte, war für ihn ein "historischer Moment". "Mir ging es aber nicht um die Frage, dass ein Menschen irgendwelche Fußspuren auch der Mondoberfläche hinterlassen hat, sondern um den Moment der 'kosmischen Geburt'. Soweit wir wissen, ist die Erde der einzige bewohnte Planet im Sonnensystem. Alles Leben stammt somit von unserem kleinen, blauen Planeten. Mit der Mondlandung strahlte das Leben also erstmals in den Weltraum aus", so Schweikart.

In dieser Antwort zeigt sich schon der philosophische Ansatz, den Schweickart seit vielen Jahren in das Zentrum seiner Arbeit stellt. Für wichtig hält er diesen auch bei weiteren Mondlandungen, die der Ex-Austronat frühestens ab 2024 für möglich hält. "Es geht nicht um die Frage 'Wer' sondern um das 'Wie'. Es ist nicht zufriedenstellend, dass wir einfach zum Mond und wieder zurückfliegen. Die nächste Mondlandung sollte das Ziel verfolgen, auf dem Mond zu bleiben", so Schweickart. Ob das die USA, Russland oder China schaffen, sei für ihn zweitrangig. Auch die Besiedlung des Mars sei für ihn keine Frage des "ob", sondern des "wann".

"Müssen zum Schutz der Erde das Solarsystem umdesignen"

Aktuell konzentrierten sich geplante Mondmissionen auf den Südpol des Mondes, da hier große Wasservorräte vermutet werden. Forschung und die Anwendung des Wissens hat Schweickart auch nach seiner aktiven Astronauten-Karriere nicht verlassen. Mit dem Direktor des Naturhistorischen Museum Christian Köberl verbindet ihn nicht nur eine enge Freundschaft, sondern auch die Frage, wie die Erde vor "Near Earth Objects", also erdnahen Objekten wie Asteroiden oder Meteoren geschützt werden kann. "Um das Überleben auf der Erde zu sichern, müssen wir das Solarsystem geringfügig umdesignen. Die Technologie dazu haben wir. Heutzutage ist ja sogar das Handy in meiner Hosentasche leistungsstarker als die Technologie der Saturn V-Rakete, mit der wir 1969 ins All geflogen sind".

"Das zeigt schon, wie vielfältig das Thema Mond ist. All das wird auf beeindruckende Weise in der multidimensionalen Ausstellung im Naturhistorischen Museum gezeigt", freut sich Schweickart. Alles zur neuen Sonderausstellung findest Du hier.