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"Nierscher": Das Ende einer ganz großen Liebe

Heute Redaktion
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Bild: Andreas Tischler (2)

Grande Finale nach 33 Jahren: Der Traditionsheurige "Nierscher" in Klosterneuburg/Weidling ist Geschichte. Christian Nusser über einen emotionalen Abschied - für Wirt und Stammgäste.

Grande Finale nach 33 Jahren: Der Traditionsheurige "Nierscher" in Klosterneuburg/Weidling ist Geschichte. Christian Nusser über einen emotionalen Abschied – für Wirt und Stammgäste.

1958 kaufte Franz Nierscher seinen ersten Weingarten in Klosterneuburg/Weidling. Vom Hügel blickte er auf einen kleinen Heurigen mitten im Grünen. "In den habe ich mich sofort verliebt", sagt er lächelnd. 25 Jahre später konnte er den Betrieb endlich pachten, baute ihn von 20 auf 80 Tische aus, machte den Garten zum Kinderparadies, zu einem kleinen "Gut Aiderbichl" – mit 100 Gänsen, Eseln, sogar zwei Uhus. Zum "Nierscher" zu fahren, war wie ein Rendezvous mit der guten alten Zeit. Es entschleunigte schon zu einer Zeit, als es dieses Wort noch gar nicht gab. "Wir waren für alle da", sagt Nierscher, für die kleinen Leute und die Prominenten – Ärzte, Anwälte, Künstler von Robert Dornhelm bis Werner Herzog.

war hier Gansl essen. Aus Gästen wurden Freunde. "Einige sind mir jetzt um den Hals gefallen", sagt Nierscher. Wirt ist ein Knochenjob: 16-Stunden-Tage, Hochzeiten bis in die Früh; Ehefrau Susanne fuhr jeden Freitag um 3 Uhr auf den Blumenmarkt, um den "Nierscher" zum Schmuckstück machen zu können. Nun verwelkt die Tradition, nach 33 Jahren. "Man muss aufhören, wenn es am schönsten ist", sagt Nierscher. Er sucht nun nach Ruhe, will mehr reiten. Verhandlungen über eine Übergabe laufen. So wie jetzt wird es hier nie mehr, wissen Stammgäste. Aber sie hoffen: Vielleicht zumindest ein bisschen so schön.