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"Noah": Bildgewaltige Fantasy-Fabel

Heute Redaktion
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Bild: UPI

Probleme mit erzkonservativen Christen, Zensur in drei Ländern - es war klar, dass ein Bibelfilm nicht völlig ohne Kontroversen in die Kinos kommen kann. Denn Noah schert sich wenig um Vorstellungen einer Glaubensgemeinschaft und zieht seine eigene Filmvision durch, wie Regisseur Aronofsky betont. Dabei entsteht eine visuell überwältigende Kinofabel, welche die Bibel nimmt, wie sie ist und gleichermaßen zwei Filme in einem Werk vereint.

Probleme mit . Dabei entsteht eine visuell überwältigende Kinofabel, welche die Bibel nimmt, wie sie ist und gleichermaßen zwei Filme in einem Werk vereint.

), seinem Nachwuchs und einem geretteten Mädchen sieht sich Noah als einziger bereit, der drohenden Katastrophe entgegenzusteuern und die Tiere zu retten.

Die Geschichte ist weithin bekannt. Eine Arche wird gebaut, bald ist das Mädchen zu einer schönen ) will sich ihrem Schicksal nicht ergeben und zieht in eine epische Schlacht gegen Noah und seine Verbündeten.

Mittelerde lässt grüßen

macht von Beginn an klar, dass wir uns in einer fantastischen Welt voller Wunder befinden. So sticht die Flutankündigung nicht als einmaliges Fantasy-Element heraus, sondern fügt sich ein in eine Welt, die voll gottsamer Magie besteht, angefangen von gefallenen Engeln, die als "Wächter" der alten Welt Noahs Plan beistehen, bis zur Pflanzengeburt aus dem Nichts.

Es wird im Film ebenso nie von einer "Erde" gesprochen, es geht um die "Schöpfung" und die "Welt", die an manchen Punkten an postapokalyptische Dystopien oder ein gewisses Mittelerde erinnert. Tolkien selbst hatte sich schon bei seiner "Herr der Ringe"-Welt von den faszinierenden Landschaften Islands inspirieren lassen, es passt nur umso besser, dass "Noah" großteils auf eben dieser Vulkaninsel gedreht wurde, deren einzigartige Panoramen nicht von dieser Welt scheinen. So werden die beizeiten wirklich göttlichen Spezialeffekte nur noch von Islands magischer Schönheit übertroffen.

Keine Zwischentöne

sticht in diesem Teil heraus und brilliert als Noahs Großvater Methusalem, der eine einfache Beerensuche zu einem Highlight des ganzen Films macht.

Bis zu dem großen Moment der Flut ist "Noah" denoch nicht mehr als ein brav abgehandelter, virtuos bebildeter Bibelstoff mit Fantasy-Anleihen, der jedoch kaum Nähe und Identifizierbarkeit mit den Figuren zulässt - zu groß ist der Stoff für einen Film, zu simpel die Moral für eine Abendfüllung. Wenn, ja wenn dem Regisseur nicht noch ein wunderbarer Kniff gelungen wäre.

Ein Kammerspiel

Denn Aronofsky schafft selbst ein kleines Wunder, indem er seinen Film ab der großen Sintflut quasi neu beginnen lässt und aus dem biblisch überhöhten Stoff ein intensives Kammerspiel strickt, sobald sich die Überlebenden in der Arche eingefunden haben. Ab hier wird das symbolische Werk endlich wahrhaft menschlich, weil zum göttlichen Plan und der zeitweise anstrengenden "Wir-leben-nur-für-den-Fortbestand"-Gedanken komplexe Gefühle, Gewissensbisse und Zweifel hinzukommen. Noah muss sich zwischen nicht hinterfragtem Glauben und seiner Familie entscheiden - und verleiht "Noah" die persönliche, eindringliche Note, die das Werk erst wirklich interessant und eigenständig macht.

Am Ende wird sich Gott voll Gnade erweisen, doch muss man sich als reflektierter Mensch fragen: Um welchen Preis? Noah zerbricht beinah unter der Last der Verantwortung, was ihm auch niemand verübeln kann. Was gerecht ist, lässt Aronofsky schließlich ungeklärt. Aber gerade dieses Unverständnis über Recht und Unrecht ist es auch, welches "Noah" Tiefe verleiht. Denn die Wege des Herrn sind nach wie vor unergründlich.