Szene

"Nymphomaniac" brilliert mit guten Dialogen und Sex

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: AP

Ein Hauch von Erregung lag am Sonntag in der Berliner Luft: Premiere von Lars von Triers Erotik-Epos "Nymphomaniac Volume 1 (Long Version)" bei der Berlinale. Doch von Skandal keine Spur. Der Film erwies sich als gescheites, sinnliches Kammerspiel zum Thema Sex und Liebe mit langen Dialog- und kurzen (aber expliziten) Sex-Szenen. Für den einzigen kleinen Aufreger sorgte der offenbar indisponierte Shia LaBeouf, der mitten während "Nymphomaniac"-Pressekonferenz nach einem wirren Satz aufstand und verschwand.

.

Der dänische Kult- und Skandal-Regisseur , zuletzt nach einem dämlichen Nazi-Sager beim Festival Cannes rausgeschmissen, holte für "Nymphomaniac" einen tollen Cast zusammen. Hollywood-Stars wie Shia LaBeouf, Uma Thurman oder Christian Slater begleiten die Europäer Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgard und Newcomerin Stacy Martin auf einer erotischen Reise.

"Cinéasten-Porno"

Im Vorfeld war von einem "Cinéasten-Porno" die Rede, und in der Tat kommen in der  langen Version des Films (im Kino läuft ab 20. Februar eine um 23 Minuten gekürzte Fassung) immer wieder Vaginas und erigierte Glieder ins Bild. Lars von Trier zeigt den Sex als pure, die Partner beglückende Erfüllung. Für Diskussionsstoff dürften eher die Thesen als die Sexszenen von "Nymphomaniac" sorgen.

"Liebe ist Sex plus Eifersucht"

Von Triers Hauptfigur mit dem burschikosen Namen Joe ist eine Frau, die schon als Teenager ihre niemals zu stillende Lust an der Lust entdeckt. Mit festen Beziehungen hat sie nichts am Hut. "In der Erotik geht es darum, Ja zu sagen", sagt sie. Und die Liebe? "Das ist Sex plus Eifersucht. Auf 100 Verbrechen, die im Namen der Liebe begangen werden, kommt ein Verbrechen im Namen der Lust."

Cliffhanger für "Volume 2"

Der Film verpackt solche Sätze in mal sinnliche und mal kopflastige Szenen. Joe bekennt sich zu ihrer Sexualität, geißelt sich aber selbst gelegentlich mit der moralisierenden Vermutung, irgendwie ein schlechter Mensch zu sein. Das Ende bleibt offen: Schließlich folgt ja noch "Nymphomaniac Volume 2". In der Szene tippt man darauf, dass das Festival Cannes Lars von Trier seinen Ausrutscher verzeiht und den Film im Mai an die Cote d’Azur einlädt. 

In Berlin steht am Montag ein Film aus Österreich im Mittelpunkt: Andreas Prochaskas Alpen-Western "" bekommt eine Galapremiere im schönsten Kino der Stadt, dem frisch und edel renovierten Zoo-Palast.

Gunther Baumann, Berlin

Mehr über die Berlinale und alle aktuellen Filme auf