Österreich

"Occupy"-Protest am Wiener Stephansplatz

Heute Redaktion
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Die "Occupy"-Bewegung hat am Sonntag zum zweiten internationalen Aktionstag aufgerufen. In Wien fanden sich laut Polizei rund 200 Menschen trotz Kälte am Stephansplatz ein, weitere Versammlungen fanden in Graz und Linz statt. International reichte die Liste der Protestorte laut Veranstalter von Berlin und Frankfurt bis Chicago. Das Motto der Kundgebungen war "Echte Demokratie jetzt".

Die "Occupy"-Bewegung hat am Sonntag zum zweiten internationalen Aktionstag aufgerufen. In Wien fanden sich laut Polizei rund 200 Menschen trotz Kälte am Stephansplatz ein, weitere Versammlungen fanden in Graz und Linz statt. International reichte die Liste der Protestorte laut Veranstalter von Berlin und Frankfurt bis Chicago. Das Motto der Kundgebungen war "Echte Demokratie jetzt".

Der Buchautor und Wiener Ökonomieprofessor Franz Hörmann trat trotz Protesten auf. Facebook-User hatten Hörmann vorgeworfen, als Mitglied der Partei "HuManWeg Bewegung Österreich" antisemitisches Gedankengut zu unterstützen.

"Wir sind eine tolerante Organisation und lassen alle zu Wort kommen, solange dass was sie sagen wissenschaftlich ist. Wir distanzieren uns von sämtlichen Parteien und politischen Organisationen", erklärte der Mitveranstalter Janyr.

Zu den weiteren Rednern am Stephansplatz zählten Professor für Unternehmensrechnung an der Wirtschaftsuniversität Wien und Autor des Buches "Das Ende des Geldes", sowie Martin Balluch, Obmann des "Vereins gegen Tierfabriken" (VGT). Die Pausen füllt der Wiener Rapper "Kilez More". Mitveranstalter Philipp Janyr zeigt sich zufrieden mit der Beteiligung.

Düringer kein "Wutbürger"

Kabarettist Roland Düringer stellte gleich zu Beginn seines Auftritts fest, dass er kein Wutbürger sei. Die Rede, die Düringer Anfang Dezember in der letzten Sendung von "Dorfers Donnerstalk" gehalten hatte, ging in den vergangenen Wochen durch das Social Web. Düringer nützte die Einladung zu seiner - wie er selbst betonte - ersten öffentlichen Rede, um sich davon zu distanzieren, als Aushängeschild der "Occupy"-Bewegung zu gelten.

Die Angst vor etwas, das noch gar nicht eingetreten ist, sei sehr gefährlich, warnte Düringer angesichts des "Occupy"-Slogans "Wir sind 99 Prozent": "Wenn wir die 99 Prozent sind, dann muss 1 Prozent schuldig daran sein, dass wir Probleme haben." Der Kabarettist forderte statt Schuldzuweisungen die Entwicklung vom Wutbürger zum Mutbürger, der selbstkritisch ist: "Wir sind das System - durch das, was wir jeden Tag machen. Der Mensch ändert sich durch das System nicht, der Mensch selbst muss sich ändern."

Plattform für viele Anliegen

Die Veranstaltung bot vielen anderen Aktivisten eine Plattform, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen: Paul Weitzer von der Plattform "Wir sind Kirche" bat im "Speaker's Corner" um Unterstützung beim innerkirchlichen Protest, Erwin Mayer sprach für die Initiative "mehr demokratie", und junge Menschen mit "Anonymous"-Masken verteilten Flyer für "du-bist-anonymous.de".

Unter den Teilnehmern befanden sich großteils junge Erwachsene aber auch Familien mit an den Kinderwagen befestigten Transparenten und ältere Menschen. Eine 51-jährige Wienerin erklärte, was sie auf den Stephansplatz trieb: "Ich bin noch nie auf Demonstrationen gewesen, aber ich finde diese Bewegung gut und möchte die Jugend unterstützen. Die Ungerechtigkeit trifft alle, auch die Alten. Aber vor allem geht es mir darum, wie wir die Welt den Jungen hinterlassen."

(APA/ red)