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"Oper ist größte Materialschlacht der Kulturwelt"

Heute Redaktion
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Bild: www.picturedesk.com

In 1.349 Tagen beerbt Medienmanager Rocic Dominique Meyer und übernimmt die Führung der "wichtigsten Kulturinstitution der Republik" (Drozda). Mit ihm kommt eine neue Generation, ein Networker, ein Gestalter. Einer, der mit viel Gegenwind rechnen muss.

. Mit ihm kommt eine neue Generation, ein Networker, ein Gestalter. Einer, der mit viel Gegenwind rechnen muss.
"Ich übernehme die Aufgabe mit Respekt, nicht aus persönlich gekitzelter Eitelkeit", ließ Bogdan Roccic, derzeit Präsident der Sony-Klassiksparte, am Mittwoch wissen – das Nachhaken war legitim, schließlich sind seine Kenntnisse über das Haus "weniger gut", als er selbst gerne hätte.

Kulturminister Drozda sieht in ihm dennoch "die richtige Kombi aus künstlerischem Anspruch und Gestaltungswillen", der gebürtige Serbe Rocic werde die Neupositionierung des Hauses "leidenschaftlich" vorantreiben. Drozdas hehres Ziel: "Die neue Riege an Superstars soll aus Wien kommen". Rocics Plan für die "größte Materialschlacht der Kulturwelt", seine Standpunkte und Ziele im großen Überblick:

Bewerbung: "Ich hab’ nicht das Amtsblatt auf die Ausschreibung hin studiert. Ich wurde zu einem Gespräch geladen, und daraus ergaben sich weitere."

Staatsoper (4.0): "1982 sah ich hier die erste Vorstellung. Jetzt lebe ich in New York, habe das Haus in den letzten Jahren nicht systematisch beobachtet. Ich übe keine Manöverkritik, aber die Digitalisierung ist ein diffiziler Punkt. Es werden sich Plattformen bilden, wo sich der Kulturinteressierte holt, was er will und braucht. Da federführend zu sein, vielleicht auch als Shareholder, ist eine Chance."

Direktionsposten: "Mit einem derartigen Haus habe ich keine Erfahrung, aber da bin ich in glänzender Gesellschaft. Ich denke an Ioan Holender, Peter Gelb. Man darf Erfahrung nie geringschätzen, aber die Aufgabe ist die des Gestaltens. Die Werkzeuge dafür sind Ideen."

Repertoirepflege: "Die Verarmung des Spielplans ist sicher kein Ziel, aber man muss aufpassen, dass Repertoiredruck nicht unproduktiv macht."

Synergien: "Wenn’s passt, arbeite ich auch mit kleinen Häusern zusammen. Ohne Metropolen-Arroganz, es soll sich keine Business-Lounge bilden."

Generalmusikdirektor (Posten ist vakant, Anm.): "Wir brauchen einen musikalischen Ansprechpartner. Aber: Die Oper hat den bedeutendsten Rang der Musikwelt zu vergeben, da ist auch ein gewisses Commitment zu erwarten."

Zeitgenössische Werke: "Die Achillesferse des Opernbetriebs. Lange war es normal, dass alles, was gezeigt wird, neu ist. Und: Warum wird nur bei namhaft akademischen Namen geordnet, warum öffnet man sich nicht? Pitching (Wettbewerbe, Anm.) wäre denkbar".

Georg Spatt, Ö3-Chef: "Rocic ist ein kreativer Gestalter mit größtem intellektuellem Ehrgeiz. Er will etwas bewegen und ist dabei sicher nicht immer für jeden bequem."

Franz Welser-Möst, Ex-Generalmusikdirektor der Oper: "Rocic ist ein echter Macher, in seinem Denken nicht provinziell. Spannend wird, mit welchen Leuten er sich umgibt."

Dominique Meyer, Chef der Staatsoper: "Ich werde meine Aufgabe bis 2020 mit demselben Enthusiasmus weiterführen und wünsche meinem Nachfolger Bogdan Rocic viel Glück und Erfolg."

Andreas Mailath-Pokorny, Wiener Kulturstadtrat: "Rocic ist ein versierter Kulturmanager, der die Oper für künftige Generationen öffnet. Aus dem Rathaus: Toi, toi, toi."

Walter Rosenkranz, FPÖ- Kultursprecher: "Die Bestellung ist eine Entwürdigung der Staatsoper. Rocic hat keine Erfahrung mit Musiktheater, demnächst sitzt er vielleicht auch noch als Juror in einer Opern-Starmania."

Ioan Holender, Ex-Staatsopernchef: "Rocic bewegt sich in Kreisen höchster sängerischer und dirigentischer Qualität."