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"Rock the Kasbah": Genialer Start, kitschiger Absturz

Heute Redaktion
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"Rock the Kasbah" erzählt die Geschichte des abgehalfterten Tourmanagers Richy Lanz (Bill Murray), der in der afghanischen Steppe die Sängerin des Jahrhunderts entdeckt. Der Film beginnt als geniale Musik-Biz- und Kriegs-Satire, versinkt jedoch schnell im Hollywood-Kitsch.

"Rock the Kasbah" erzählt die Geschichte des abgehalfterten Tourmanagers Richy Lanz (), der in der afghanischen Steppe die Sängerin des Jahrhunderts entdeckt. Der Film beginnt als geniale Musik-Biz- und Kriegs-Satire, versinkt jedoch schnell im Hollywood-Kitsch.

Tourmanager sind von berufs wegen unangenehme Zeitgenossen. Sie fungieren als Schnittstelle zwischen Konzerveranstaltern und Acts, dienen den Musikern also als Sprachrohr, wenn die Veranstalter ihren mal mehr, mal weniger extravaganten Wünschen nicht hundertprozentig entgegenkommen. In der Süßigkeiten-Schale von Van Halen sind braune M&M's? Höchste Zeit für einen Wutanfall des Tourmanagers! Böse Zungen behaupten, dass sich vor allem menschliche Ekel bestens für den Job eignen.

"Rock the Kasbah"-Protagonist Richy Lanz (Billy Murray) ist so ein Unsympathler. Unser Mitgefühl hält sich daher in Grenzen, als ihn die Sängerin (), die er für eine Reihe von Truppen-Support-Gigs nach Afghanistan gelockt hat, ohne Pass und Bargeld im zerschossenen Kabul sitzen lässt.

Schnell wird jedoch klar, dass dieser Ort nicht nur durch böses Karma Richys Schicksal ist. Der surreale Kriegsschauplatz entwickelt mit der Ankunft des abgewrackten Tourmanagers eine bizarre Rock'n'Roll Exotik. Hier leben göttliche Sexarbeiterinnen in stacheldrahtbewehrten Wohnmobilen. Hier öffnet man sein Bier mit einer Pistolenkugel. Hier können Mythen entstehen und Opportunisten zu Königen werden.

Würde Richy weiter durch diese sonderbare Zwischenwelt taumeln und schließlich nicht geläutert, aber zum Helden geadelt aus ihr hervorgehen, wäre "Rock the Kasbah" ein absoluter Hingucker. Statt seine Prostituierte () als Gesangstalent zu entdecken und den verrückten Trip aufrechtzuerhalten, stolpert Richy aber über ein afghanisches Mädel (Leem Lubany), dem es per Stammesgesetz verboten ist zu singen.

"Rock the Kasbah" mutiert in Folge zum klischeeträchtigen Loblied auf die universelle Macht der Musik und zum Schulterklopfer für den US-amerikanischen Kulturimperialismus. Auf ein Drittel geniale Satire folgen zwei Drittel peinlichen Hollywood-Kitschs. Der traurige Höhepunkt ist erreicht, als Bob Dylans "Knocking on Heaven's Door" kurz vor dem finalen Shootout des Films aus den Boxen dröhnt.

"Rock the Kasbah" startet am 25. März in den österreichischen Kinos.