Szene
"Roma": Familiendrama als 360-Grad-Video
Der neue Film von Oscar-Preisträger Alfonso Cuarón ("Gravity") geht als Favorit ins Rennen um die Academy Awards 2019.
Mexiko Stadt in den Siebzigern: Die indigene Haushälterin Cleo (Yalitza Aparicio) lebt bei einer gut situierten Familie im Bezirk Roma. Sie kümmert sich um die vier Kinder, räumt den Kot des Haushundes aus der Einfahrt und lässt sich von der herrischen Matriarchin Sofia (Marina de Tavira) anschreien.
Beide Frauen haben mit ihren eigenen Tragödien zu kämpfen. Cleo wird von einem selbsternannten Kampfsportexperten schwanger, der plötzlich nichts mehr von ihr und dem gemeinsamen Nachwuchs wissen will. Sofia wird von ihrem Mann verlassen und steht plötzlich vor den Trümmern ihrer Ehe. Gemeinsam klauben Cleo und Sofia die Scherben auf.
Autobiografie
Für die Figur der Cleo stand Liboria Rodríguez Modell, die Regisseur und Drehbuchautor Alfonso Cuarón durch seine Kindheit begleitete und immer noch zum erweiterten Kreis seiner Familie zählt. Der Plot ist stark autobiografisch gefärbt und erzählt die Familiengeschichte des Filmemachers.
Innovative Kamera
Cuarón gewann bereits zwei Oscars (beste Regie und bester Filmschnitt für "Gravity" im Jahr 2014), seine eindrucksvollste Arbeit lieferte er jedoch mit "Children of Men" (2006) ab. Der Endzeitthriller begeisterte mit seinen aufwändigen Plansequenzen.
Im schwarz-weiß gehaltenen "Roma" ergänzt Cuarón die perfekt choreographierten, ungewöhnlich langen Einstellungen mit schier endlosen Kameraschwenks, die im Stil eines 360-Grad-Videos durch das Familienleben der Protagonistinnen führen. Zu Detailtreue und Authentizität gesellt sich eine vereinnahmende Alltags-Poesie, die den Zuschauer über zwei Stunden lang zu fesseln weiß. Die zehn Oscar-Nominierungen sind verdient...
(lfd)