Szene

"Safari": Giraffen abknallen im afrikanischen Busch

Heute Redaktion
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Ulrich Seidl siebt gern im Alltäglichen, um Bizarres, Grausliches und Schockierendes zutage zu fördern. Mit seiner neuen Doku wagt er sich auf exotischeres Terrain: "Safari" dreht sich um (vorwiegend) österreichische Jagdtouristen in Afrika. Der Film feierte bei den Filmfestspielen von Venedig Premiere.

Ulrich Seidl siebt gern im Alltäglichen, um Bizarres, Grausliches und Schockierendes zutage zu fördern. Mit seiner neuen Doku wagt er sich auf exotischeres Terrain: "Safari" dreht sich um (vorwiegend) österreichische Jagdtouristen in Afrika. Der Film feierte bei den Premiere.

Den österreichischen Alltag lässt Ulrich Seidl in "Safari" weit hinter sich. In der ersten Einstellung bläst ein Waidmann vor heimischem Waldhintergrund zur Jagd, dann verlassen wir den europäischen Kontinent in Richtung Afrika. Es ist eine fremde Welt, in die wir eintauchen (vom Auftragen der Sonnencreme und dem Bierdosenschlürfen abgesehen). Den Jargon der Jagdtouristen erklärt Seidl bewusst nicht, ihren Background ebensowenig. Das Resultat ist das klassische "Wir vs. die Anderen".

Die Anderen, das sind Familien und ältere Ehepaare, die Gnus, Büffel und Giraffen abknallen und vom Glücksgefühl schwärmen, das mit dem Tötungsschuss einhergeht. Wir, das sind die betroffenen Zuschauer, die das Kadaverzerlegen beobachten und die ausgestopften Tierschädel begutachten. Ein neutraler oder objektiver Blick ist das nicht - den sucht man in "Safari" vergeblich.

Wie so oft bei Filmen von Ulrich Seidl wirkt "Safari" mehr wie eine Zurschaustellung als eine Doku. Wie so oft bei Filmen von Ulrich Seidl liegt es in der Verantwortung der Zuseher, den Mehraufwand zu betreiben und einen größeren Zusammenhang herzustellen. Wenn sie denn wollen...

"Safari" zeigt uns ein Afrika des weißen Mannes (und seiner weißen Teenagertochter), "Safari" dreht sich um Ausbeutung, den forschreitenden Niedergang der Natur und den Wert des Lebens per se. Wer bereit ist, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, ist mit Seidls neuer Doku bestens bedient.

"Safari" startet am 16. September in den österreichischen Kinos.