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"Schneewittchen" ist dick: Wirbel um Film-Kampagne

Heute Redaktion
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"Schneewittchen" wird vom südkoreanischen Filmstudio "Locus" als "Red Shoes & the 7 Dwarfs" neu verfilmt. Doch der Trailer sorgt für Riesenwirbel!

"Auf der Suche nach ihrem Vater lernt Schneewittchen nicht nur sich selbst zu akzeptieren, sondern zu zelebrieren, wer sie ist - von innen und von außen" - so beschreibt das südkoreanische Animationsstudio "LOCUS" die Message, die der Film "Red Shoes & the 7 Dwarfs" ("Rote Schuhe & die sieben Zwerge") dem Publikum vermitteln soll. So weit, so gut (gemeint). Denn was tatsächlich beim potentiellen Filmpublikum ankommt, ist leider genau das Gegenteil.

Schneewittchen wird in der Neuverfilmung als pummeliges Mädchen dargestellt, was angesichts der sonst üblichen idealisierten Darstellung von Märchenfiguren in Filmen eine durchaus willkommene Abwechslung ist. Doch: Die Protagonistin besitzt rote Schuhe, die sie in ein "bildhübsches, schlankes Mädchen" verwandeln! Womit leider wieder das Bild, wonach nur dünne Frauen schön sind, gefördert wird.

Das sieht auch Plus-Size-Model Tess Holliday so, die sich via Twitter über das erste Werbeplakat zum Film beschwerte: "Wie konnte so etwas vom kompletten Marketing-Team durchgewunken werden? Wieso ist es in Ordnung, jungen Kindern zu erklären, dass dick automatisch hässlich ist?"

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Der kürzlich veröffentlichte Trailer zum Film verschlimmert den ersten Eindruck vom Werbeposter leider noch weiter: In dem Clip sehen wir zwei der sieben Zwerge, als sie sich in Schneewittchens Zimmer schleichen, plötzlich von ihr überrascht werden und sich deshalb rasch unterm Bett verstecken. Das nichtsahnende und völlig erschöpfte Schneewittchen will nur noch aus seinen Kleidern raus und sich ausruhen - und so entblößt es sich bis auf seine Unterwäsche, während die Zwerge das Geschehen heimlich mit begeisterten und staunenden Augen beobachten - es handelt sich um einen Kinderfilm, wohlgemerkt.

Als das Mädchen dann aber auch seine roten Zauberschuhe auszieht, folgt der Schock und die gaffenden Zwerge sind von dem Anblick plötzlich ganz und gar nicht mehr so angetan. Kein Wunder, dass diese Message für Wirbel sorgt und den Filmstudios vorgeworfen wird, Body-Shaming zu betreiben.

Shitstorm für Chloë Grace Moretz

Auch Chloë Moretz muss diese Anschuldigungen über sich ergehen lassen, immerhin leiht sie dem Animationsfilm als Synchronsprecherin ihre Stimme und unterstützt die Produktion somit. Nach dem Riesenwirbel um das missglückte Marketing meldete sich die 20-Jährige via Twitter zu Wort und beteuert, nichts davon geahnt zu haben und selbst entsetzt zu sein.

"Ich habe nun das komplette Marketing von 'Red Shoes' durchgesehen. Ich bin genauso entsetzt und wütend wie jeder andere, das war nicht mit mir oder meinem Team abgesprochen. Ich möchte, dass ihr wisst, dass ich das den Produzenten mitgeteilt habe. Ich lieh meine Stimme einem wunderschönen Drehbuch, von dem ich hoffe, dass es euch im Ganzen gefällt. Die großartige Geschichte ist für junge Frauen gemacht und hat mich beeindruckt. Ich entschuldige mich vielmals für diese Beleidigung, die sich meiner kreativen Kontrolle entzog", schreibt Moretz.

Produzent entschuldigt sich

Auch einer der Produzenten, Sujin Hwang, bezog inzwischen gegenüber CNN Stellung und ließ verlautbaren: "Als Produzent des Animationsfilms 'Red Shoes and the 7 Dwarfs' möchte sich Locus Corporation für die ersten Entwürfe unserer Marketing-Kampagne (das Plakat und den Trailer) entschuldigen. Wir haben realisiert, dass es genau das Gegenteil auslöste von dem, was wir beabsichtigten."

Die ersten Konsequenzen wurden bereits gezogen: "Die Kampagne wurde gestoppt." Weiters erklärt Hwang: "Unser Film ist eine Familienkomödie. Es geht um die Message, wie man gegen äußerliche Vorurteile ankämpft, indem man die innere Schönheit zum Vorschein bringt. Wir begrüßen jede konstruktive Kritik und sind dankbar für jeden, der uns darauf aufmerksam gemacht hat. Wir bedauern jede Unannehmlichkeit oder Missfallen."

Ein Startdatum besitzt "Red Shows & the 7 Dwarfs" bisweilen nicht und angesichts der Wirbels im Vorfeld ist ein Erfolgs des Films sehr zu bezweifeln.



(ek)