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"Seit einem erotischen Traum bin ich verwirrt!"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Pierrine hat beruflich mit einem Mann zu tun, den sie gut mag. Bisher nahm sie den Kontakt mit ihm auf die leichte Schulter. Das hat sich nun aber geändert.

Frage von Pierrine (28) an Doktor Sex: Seit einiger Zeit gibt es in meinem Leben einen 30 Jahre älteren Mann. Zwar habe ich nur beruflich mit ihm zu tun, jedoch beschäftigt er mich zunehmend und über den beruflichen Alltag hinaus. Wir sind uns vom Charakter her sehr ähnlich und unser Umgang fühlt sich vertraut an. Immer wieder kommen von seiner Seite sexuelle Anspielungen, aber ich markiere charmant meine Grenzen und er respektiert diese. Ich stehe nicht explizit auf ältere Männer, brauche keinen Beschützer, bin selbstständig und mit mir und meinem Leben mehr als zufrieden. Und dass ein älterer Mann auf eine junge Frau stehen kann, ist mir nicht unbekannt und stresst mich auch nicht. Daher nahm ich bisher alles auf die leichte Schulter. Doch nun hatte ich neulich einen verwirrenden erotischen Traum mit ihm. Seither frage ich mich, weshalb mir mein Kopf solche Streiche spielt. Ich kenne mich eigentlich sehr gut und weiß in der Regel, wann und warum mich etwas bewegt. Aber auch wenn ich neugierig auf mich selbst bin und das, was geschieht, spannend finde, blicke ich im Moment nicht wirklich durch. Bahnt sich da eine Verliebtheit an, die ich wegen des Altersunterschieds unterdrücke? Oder ist es gerade der große Altersunterschied, der mir Sicherheit gibt, so dass ich mich traue, Unkonventionelles in den Träumen weiterzuspinnen?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Pierrine

Träume können grob gesehen auf zwei Ebenen gedeutet werden: auf einer alltäglichen äußeren und auf einer symbolischen inneren. Deine Interpretationsversuche beschränken sich auf deinen gelebten Alltag, also auf das, was der Traum in Bezug auf deine materielle Wirklichkeit aussagen könnte. Deshalb landest du zwangsläufig bei den von dir gestellten Fragen. Auch wenn diese Sichtweise naheliegend ist, da sie sich an der dinglich-materiellen Seite des Lebens orientiert, ist sie einseitig.

Nach dem Schweizer Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie, Carl Gustav Jung, zeigen sich im Traum immer auch Aspekte des kollektiven Unbewussten in Form von Traumbildern und Traumsymbolen, die unabhängig sind von der kulturellen Sozialisation oder der Erziehung eines Menschen. Zu diesen Archetypen gehören auch Anima und Animus, die laut Jung dem Bewusstsein das "Bild" der Seele spiegeln, wobei der Animus eine Sammlung männlicher Attribute und Potenziale im Unbewussten der Frau repräsentiert. Diese werden in der Verkörperung von männlichen Figuren in ihren Träumen sichtbar – beispielsweise als mysteriöser und faszinierender Liebhaber.

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Nun ist der Archetyp aber nur der Wegweiser. Das Ziel ist die individuelle innere Ganzheit, das Zu-sich-selbst-Kommen in der je eigenen Form. Es geht also nicht darum, sich an ein gesellschaftlich vordefiniertes Muster von Mann- oder Frau-Sein anzupassen oder den Trauminhalt nachzuahmen, sondern in einem Traum die Seelenbotschaft zu erkennen, die individuelle Bedeutung, den persönlichen Symbolgehalt für die eigene spirituelle Entwicklung.

Vielleicht hast du Lust, dich deinem Traum und der Begegnung mit diesem Mann aus dieser Perspektive anzunähern und zu versuchen, die Symbolsprache zu entschlüsseln und die Botschaft zu verstehen, die darin für dich enthalten ist. Im Buch "Der Mensch und seine Symbole" findest du viele hilfreiche Denkanstöße aber auch Hintergründe und Informationen über C. G. Jung und die analytische Psychologie.

(wer)