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"Seit er hier wohnt, habe ich null Lust auf Sex!"

Bianca leidet, aber ihr Freund scheint nicht zu verstehen, worum es geht. Wie kann sie die Situation verändern?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Bianca (34) an Doktor Sex: Seit mein Partner vor einem Jahr aus Not bei mir einzog, habe ich jede Lust auf Sex verloren. Die ersten Wochen war es schön, ihn immer um mich zu haben, aber es wurde mir sehr schnell zu viel. Jetzt kenne ich alle seiner Macken, wasche seine dreckige Unterwäsche und höre seine Klogeräusche – dies alles reduziert meine Lust auf null.

Das Schlimme ist, dass er es nicht versteht. Hinzu kommt, dass Zärtlichkeiten austauschen bei ihm ausnahmslos zum Wunsch nach Sex führt. Und einfach mal nur Petting, Oralsex oder Kuscheln passt ihm nicht – es muss Geschlechtsverkehr sein! Ich fühle mich enorm unter Druck, da ich das Gefühl habe, ich dürfe ihn nicht so hinhalten.

Aber ich kann einfach nicht entspannt und damit schmerzfrei Sex haben, wenn er wie ein Fünfjähriger drängelt, quengelt und dann auch noch beleidigt ist, wenn ich nein sage. Lust auf Sex habe ich schon, jedoch nur, wenn ich Zeit für mich und keine Verpflichtungen habe. Er sucht seit einem Jahr krampfhaft eine Wohnung, ist aber nicht erfolgreich. Wie kann ich die Situation entschärfen?


Antwort von Doktor Sex

Liebe Bianca

Damit sexuelle Lust und insbesondere sexuelle Leidenschaft entstehen können, braucht es eine gewisse Distanz – sowohl innerlich psychisch wie äußerlnich physisch. Zu Beginn einer Beziehung ist diese jeweils durch den Umstand gegeben, dass man sich noch kaum kennt und zudem auch noch nicht zusammenwohnt.

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Aber mit der Zeit weicht die Fremdheit und macht erst Vertrautheit und später oft sogar einer gewissen Bequemlichkeit Platz. Man kennt sich in- und auswendig, teilt Badezimmer, Bett und Waschmaschine. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis es dem Einen oder der Anderen zu viel wird und er oder sie sich zurückzieht.

Die Folgen sind allseits bekannt: Es beginnt das tägliche Ringen um die Frage, wer weshalb zu kurz kommt und wessen Bedürfnisse unbefriedigt bleiben. Entscheidend ist nicht mehr, gemeinsam Lösungen zu (er-)finden, sondern nur noch, sich selber als das größere Opfer zu inszenieren und das Gegenüber als Täter zu entlarven.

Abgesehen von der individuellen Ausprägung ist bei euch im Großen und Ganzen die gleiche Dynamik im Gange. Was ich mich frage: Was bewegt dich – oder besser euch, an einem Zustand festzuhalten, der euch ganz offensichtlich beide leiden macht? Und was verbirgt sich hinter der erfolglosen Wohnungssuche deines Freundes?

Ich denke, es ist an der Zeit, die Komfortzone zu verlassen und Nägel mit Köpfen zu machen. Falls euch dies schwerfällt: Sucht euch eine Fachperson, die euch bei diesem Schritt begleitet und sich traut, die Dinge beim Namen zu nennen. Zwar wird dies wohl eine Zerreissprobe für eure Beziehung werden, aber wirklich toll ist die aktuelle Situation auch nicht. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

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