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"Seit sie zugenommen hat, leidet der Sex"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Severin ist eigentlich ganz glücklich mit seiner Freundin. Aber was ihren Körper angeht, hat er zunehmend ein Problem. Soll er sich deshalb von ihr trennen?

Frage von Severin (26) an Doktor Sex: Ich bin schon sechs Jahre mit meiner Freundin zusammen. Meistens sind wir glücklich und haben es gut zusammen. Leider ist bei ihr in den letzten zwei Jahren aber eine deutliche Gewichtszunahme zu verzeichnen. Wenn wir an Anlässen mit Freunden oder auch sonst im öffentlichen Leben gemeinsam auftreten, fühle ich mich deshalb zunehmend unwohl. Ich habe sie schon oft darauf angesprochen und auch zum Sporttreiben animiert, aber meine Bemühungen waren bisher alle vergeblich. Mittlerweile finde ich sie auch im Bett nicht mehr so attraktiv, entsprechend leidet darunter der Sex. Ist das ein Grund zum Schlussmachen?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Severin

Selbstverständlich ist eine solche Veränderung ein Trennungsgrund. "Schick deine Freundin in die Wüste", wie manche Kommentarschreiberinnen und -schreiber sagen. "Gib ihr den Schuh", wie es andere ausdrücken, oder "schieß sie ab", denn – so meine Co-Beraterinnen und Berater weiter – "das Leben ist zu kurz, um sich mit halben Sachen zufriedenzugeben". Auch beliebt: "Eine Beziehung verpflichtet dazu, die Wünsche des Partners zu erfüllen. Wer das nicht tut, steht halt plötzlich alleine da."

Ich hoffe, du hast bemerkt, dass ich die Einleitung, abgesehen vom ersten Satz, denn dieser gilt genau so, wie er da steht, mit einem Augenzwinkern geschrieben habe. Es ist für mich zuweilen schier unglaublich, welche Analogien manche Leserinnen und Leser dieser Rubrik verwenden, um zu beschreiben, wie man eine Beziehung beenden soll. Und ebenso unglaublich erscheinen mir die Gründe, die als Argumente für eine Trennung ins Feld geführt werden. Oftmals tönen diese für mich, als ob es darum ginge, einen neuen Flachbildschirm zu kaufen.

Nun fragst du dich vielleicht, was es mit der Gültigkeit des ersten Satzes auf sich hat. Da dieser ziemlich radikal formuliert ist und daher auch missverstanden werden kann, liefere ich nachfolgend ein paar Erläuterungen dazu.

Bevor ich den Satz schrieb, überlegte ich mir zuerst, was alles mögliche Gründe sein könnten, um eine Beziehung zu beenden; danach, welche davon sogenannte "echte" Gründe sind; und schließlich noch, wer das Recht hat, darüber zu entscheiden. Dabei wurde mir schnell klar, dass Trennungsgründe immer subjektiv sind. Mit anderen Worten: Es ist jeweils die betroffene Person, die darüber zu entscheiden hat, ob unter den gegebenen Umständen eine Trennung der Weisheit letzter Schluss ist oder ob es eine andere, möglicherweise zwar aufwendigere aber letztlich sinnvollere Lösung gibt.

So gesehen kann jeder Grund ein Trennungsgrund sein. Gleichzeitig gilt aber eben auch, dass die Entscheidung darüber, ob eine Beziehung beendet oder weitergeführt werden soll, nicht an eine andere Person delegiert werden kann. Damit wäre alles gesagt, was zu sagen ist, und die Verantwortung ist da, wo sie hingehört – nämlich bei dir. (wer)