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"Sex geht nicht, weil die Tochter bei uns schläft!"

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Björn ist verzweifelt, weil seine Frau die körperliche Ebene ihrer Beziehung total verdrängt. Ihre Aufmerksamkeit gilt nur noch der Tochter. Sogar nachts. Was tun?

Frage von Björn (42) an Doktor Sex: Ich bin echt verzweifelt. Der Sex in unserer Beziehung ist in weite Ferne gerückt. Wir haben gerade noch etwa drei- bis viermal Sex pro Jahr. Meine Frau sieht heiß aus und hat eine super Figur. Aber leider verdrängt sie die körperliche Ebene und schiebt ständig ihre Sorge für unser gemeinsames Kind vor. Unsere Tochter (7) schläft auch oft bei uns im Bett. Daher ist es die meiste Zeit unmöglich, Körperkontakt mit meiner Partnerin zu haben. Ich liebe meine Frau über alles. Trotzdem denke ich manchmal daran, wie es wäre, mit einer anderen Frau, die mir gefällt und die es auch möchte, Sex zu haben. Ich hatte auch schon den Gedanken, per Sexinserat ein Date zu suchen. Innerlich sträubt sich jedoch alles dagegen und ich bin mir bewusst, dass dies keine Lösung ist. Was soll ich machen? Ich möchte mich weder trennen noch scheiden lassen!

Antwort von Doktor Sex

Lieber Björn

Du befindest dich in einer verzwickten Situation, der du dich ziemlich ausgeliefert zu fühlen scheinst. Vielleicht ist es dir ein kleiner Trost, wenn du weißt, dass es unzähligen Männern ähnlich geht: Wie du sind sie ihrer Partnerinnen von Herzen verbunden, stellen aber gleichzeitig fest, dass sie in sexueller Hinsicht zu kurz kommen.

Nicht selten hören Männer wie du von ihren Frauen, dass die geringe Sexfrequenz unter anderem auf die umfangreichen Mehrfachbelastungen zurückzuführen ist, die in Zusammenhang mit dem Führen eines Haushalts, der Erziehung der Kindern sowie der Ausübung eines Berufs entsteht. Auch die Statistiken bestätigen, dass die sexuellen Interaktionen während der Schwangerschaft und mit der Geburt des ersten Kindes kontinuierlich abnehmen. Offensichtlich wirken sich auch die steigende Arbeitsbelastung, die stetige Verfügbarkeit und die intensive Nähe, die mit der Versorgung eines Kleinkindes einhergeht, negativ auf das partnerschaftliche Sexualleben aus. Erschwerend kommt die Tatsache hinzu, dass sich auch beim Sex mit zunehmender Dauer der Beziehung Gewohnheit und damit meist Langeweile einstellt.

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Nutzen Sie die Möglichkeit, sich zu einem Anliegen rund um Liebe, Sex und Beziehung von einem Fachmann beraten zu lassen. Senden Sie Ihre Frage ganz einfach per Mail an [email protected]. Aus Gründen des Datenschutzes werden die Namen und die Altersangaben von der Redaktion abgeändert. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Frage beantwortet werden kann.

Zwei Dinge scheinen mir in eurer Situation wichtig. Erstens solltest du versuchen, im Gespräch mit deiner Partnerin herauszufinden, wie ihre Sorge um das Wohlergehen der gemeinsamen Tochter so weit reduziert werden kann, dass sie den Kopf frei bekommt für eigene Interessen. Oder anders gesagt: Was du oder andere zu ihrer Entlastung beitragen könnten. Zweitens solltest du mit ihr den Stellenwert eures Schlafzimmers für die Paarbeziehung thematisieren und aus dieser Perspektive heraus erörtern, was es braucht, damit eure Tochter künftig im eigenen Bett nächtigt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass ein siebenjähriges Kind problemlos in der Lage ist, allein in seinem Zimmer zu schlafen.

Beide Interventionen führen nicht zwangsläufig zu mehr Sex. Jedoch enthalten sie das Potential, den Alltag deiner Frau und die Situation im Familiensystem so weit zu verändern, dass neue oder zumindest andere Verhaltensweisen möglich werden. Nach einer gewissen Zeit wird sich zeigen, ob die neue Situation Auswirkungen auf euer Sexualleben hat, oder ob die Gründe für die Flaute im Bett anderswo zu suchen sind. (wer)