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"Sie findet meine Wünsche beim Sex unsittlich!"

Bert und seine Freundin haben unterschiedliche Vorstellungen von Abwechslung beim Liebesspiel. Muss er sich damit abfinden?

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Bert (30) an Doktor Sex: Ich bin seit sechs Jahren mit meiner Freundin zusammen. Wir sind in fast allen Belangen ein normales und gut funktionierendes Paar. Einzig im Bett gibt es Unstimmigkeiten, da wir unterschiedliche Auffassungen von Intimität haben. Ich möchte Sexspielzeug einbeziehen, an verschiedenen Orten Sex haben oder dass wir einander auch mal nur oral befriedigen.

Sie hingegen ist sehr konservativ. Dadurch ist der Geschlechtsverkehr immer gleich und Abweichungen werden von ihr als eklig oder unsittlich empfunden. Ich habe schon oft versucht, mit ihr über dieses Thema zu sprechen, und habe als Überraschung einen Vibrator oder sexy Unterwäsche für uns beide gekauft. Aber sie blockte alles ab und forderte, dass ich ihre Komfortzone akzeptiere. Am Schluss hatten wir jeweils Streit.

Ich weiß, dass Sex einvernehmlich stattfinden muss und auch nur unter diesen Umständen genossen werden kann. Jedoch gehen mir die Ideen aus, wie ich sie dazu bewegen könnte, im gegenseitigen Einverständnis etwas Neues zu erleben. Erwarte ich zu viel? Muss ich mich damit abfinden, meine Wünsche nicht ausleben zu können? Eine Trennung kommt für mich nicht infrage.

Antwort von Doktor Sex

Lieber Bert

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Über Geschmack und Moral lässt sich bekanntlich nicht streiten, da sich die meisten Menschen diesbezüglich relativ früh in ihrem Leben eine Meinung machen und danach kaum noch bereit sind, sie infrage zu stellen oder zu verändern. Es ist halt einfacher, eine einmal eingenommene Haltung zu verteidigen und dafür von anderen Respekt einzufordern, als sich selbstkritisch zu reflektieren und an sich zu arbeiten.

Auch deiner Freundin scheint es so zu gehen. Lieber beanstandet sie deine Versuche, etwas Abwechslung zu initiieren, und verlangt von dir eine Verhaltensänderung, als dass sie deine Bemühungen würdigen und sich offen mit dir über Möglichkeiten unterhalten würde, wie ihr gemeinsam Bewegung in diese offenbar ziemlich festgefahrene Situation bringen könntet. Dabei vergisst sie aber, dass der Status quo keine Lösung sein kann.

Wenn Auseinandersetzungen zu Machtkämpfen werden, bedeutet dies in der Regel, dass die Gesprächspartner am Ende ihrer kommunikativen Möglichkeiten angelangt sind. Es geht dann nicht mehr darum, Lösungen zu (er)finden für die Sache. Man verteidigt nur noch die eigene Position und versucht zu schützen, was man glaubt, dass der oder die andere einem wegnehmen will – ungeachtet des Preises, der dafür bezahlt werden muss.

Deine Freundin unterliegt einem Irrtum, wenn sie glaubt, dass das Beharren auf ihrer Komfortzone eine Lösung ist. Denn unter den gegebenen Umständen besteht wenig Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft. Nicht so sehr wegen des monotonen Sexuallebens, sondern weil dieser Kampf euch entzweit. Ihr seid nicht mehr Partner auf gleicher Höhe, denn als Folge des Machtkampfs wird sie zur Siegerin und du wirst zum Verlierer. Und damit lässt sich schwerlich leben.

Ich denke daher, es geht aktuell nicht mehr um den Sex, denn dazu scheint im Moment alles gesagt zu sein. Es geht um eure Beziehungskultur und um die Grundsatzfrage, wie ihr mit unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen umgehen wollt. Alles Gute!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

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