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"Sie ist eifersüchtig auf meine Ex-Frau!"

Heute Redaktion
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Als Vater von zwei Kindern pflegt Erik zwangsläufig auch den Kontakt mit seiner Ex-Frau. Für die neue Freundin aber ist dies ein No-Go.
Als Vater von zwei Kindern pflegt Erik zwangsläufig auch den Kontakt mit seiner Ex-Frau. Für die neue Freundin aber ist dies ein No-Go.
Bild: iStock

Erik hat seit einem Jahr eine zehn Jahre jüngere Partnerin. Als Vater von zwei Kindern pflegt er zwangsläufig auch den Kontakt mit seiner Ex-Frau. Für die neue Freundin aber ist dies ein No-Go. Was nun?

Frage von Erik (35) an Doktor Sex: Ich bin seit knapp einem Jahr in einer Beziehung mit einer über zehn Jahre jüngeren Frau. Davor war ich verheiratet und aus dieser Ehe habe ich zwei Kinder. Mit meiner Ex-Frau habe ich einen entspannten Umgang. Nun findet meine Freundin aber, dass ich sie zu oft sehe. Deshalb haben wir häufig streit. Aber ohne Begegnung geht es nicht, wenn ich die Kinder abhole. Ab und zu will auch ich einfach etwas mit meiner Ex-Frau und den Kindern unternehmen. Und weil wir denselben Freundeskreis haben, sitzen wir halt auch manchmal zufälligerweise zusammen am gleichen Tisch. Meine Freundin findet, dass das gar nicht geht! Es ist ihr auch nicht möglich, sich mit meiner Ex-Frau zusammen im selben Raum aufzuhalten. Langsam habe ich die Nase voll. Ich fühle mich beobachtet und kontrolliert. Dauernd muss ich Rechenschaft ablegen über mein Handeln. Wie kann ich ihr verständlich machen, dass ich den Kontakt zu meiner Ex-Frau den Kindern zuliebe nicht abbrechen kann?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Erik

Eine herausfordernde Situation, die du erlebst. Die Schwierigkeit, gleichzeitig eine neue Beziehung und Vatersein auf die Reihe zu kriegen, wird wohl dem einen oder anderen in Trennung oder Scheidung lebenden Mann bekannt vorkommen.

Auffallend ist für mich die Not, die aus deinen Zeilen spricht. Und wie eindringlich du die Gründe schilderst, die es dir unmöglich machen, die Forderung deiner Freundin zu erfüllen. Ob sie tatsächlich eine Forderung stellt und darüber, wie diese lautet, schreibst du nichts. Und auch nicht darüber, was du selber willst. Du stellst dich mir als Opfer dar, als Ohnmächtiger, der an der Unvereinbarkeit von unmöglicher Anpassung und absolut notwendiger Anpassung leidet. Und du behauptest, auf das Verständnis deiner Freundin angewiesen zu sein, darauf also, dass sich die äusseren Umstände ändern.

Wisse: Du irrst dich! Denn da ist nichts außerhalb von dir, das dich zwingt. Da bist nur du. Und da ist dein Wunsch, deine Idee - basierend auf deinen Wertvorstellungen, wie es idealerweise sein sollte. Was außen geschieht, ist nur das Spiegelbild des Konflikts, der in dir selber stattfindet. Ein Echo des Streits zwischen zwei Seiten: Deinem "inneren Vater", der die Kinder und den Kontakt zu deren Mutter nicht verlieren will und deinem "inneren Liebhaber", der sich der Geliebten verpflichtet fühlt und diese zufriedenstellen will. Und du - das, was du als "Ich" bezeichnest - stehst daneben und schaust den beiden beim Streiten zu, unfähig zu entscheiden.

Mit psychischen Konflikten ist es ähnlich wie mit Streitigkeiten zwischen Kindern: Es braucht jemand, der klar ist, der die Verantwortung übernimmt und dazwischen geht. Und dieser Jemand, das ist dein denkendes, bewusstes "Ich". Sobald du das erkennst, wirst du handlungsfähig und kannst auf die Fragen antworten, die gestellt sind. Und diese Fragen, so scheint es mir, liegen offen auf dem Tisch.

Zuerst einmal gilt es zu klären, was das "Problem" ist und wer welchen Anteil daran hat. Da ist deine Freundin, die offenbar an der Situation leidet und sich darüber beklagt. Egal, aus welchen Gründen sie dies tut: Es ist ihr gutes Recht, ihre Meinung zu äußern und als deine neue Partnerin Ansprüche an dich zu haben. Und da bist du, für den mit ihren Aussagen die Schwierigkeiten beginnen, denn dadurch wirst du auf den gezeigten Zwiespalt zurückgeworfen. Und solange du in diesem Gefangen bist und dem inneren Hin und Her untätig zuschaust, bestimmt er auch dein Verhalten nach außen und damit ihr gegenüber. Hier gilt es für dich, anzusetzen und dir ein Bewusstsein über deine eigenen Bedürfnisse und deine neue Lebenssituation zu verschaffen.

Du schreibst, dass du den Kontakt zu deiner Ex-Frau den Kindern zuliebe nicht abbrechen kannst. Dem möchte ich widersprechen und sagen: Natürlich kannst du das. Die Frage ist nur, ob du das willst. Entscheide dich! Und dann kommuniziere deine Entscheidung, indem du den beteiligten Personen klare und eindeutige Angebote machst. So wie ich dich zwischen den Zeilen interpretiere, wird dies für deine Freundin wahrscheinlich bedeuten, dass sie sich auch auf dich als Vater einlassen und damit zwangsläufig gewisse "Abstriche" in Kauf nehmen muss. Ob sie das will und kann, müsste erst noch geklärt werden. Falls sie dazu nicht bereit ist und die ganze Geschichte auf einen Machtkampf hinausläuft, wäre es wohl unumgänglich, die Beziehung zu beenden. (wer) (mp)

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