Österreich

"Sie jagen mich als Regenschirm-Mörder"

Heute Redaktion
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Bild: Manfred Schröfl

Scotland Yard hat die Ermittlungen in einem legendären Geheimdienst- Mord wieder aufgenommen. Die Spur zum Hauptverdächtigen, Ex-Top-Agent "Piccadilly", führt britische Cops nach Wels.

Scotland Yard hat die Ermittlungen in einem legendären Geheimdienst- Mord wieder aufgenommen. Die Spur zum Hauptverdächtigen, Ex-Top-Agent "Piccadilly", führt britische Cops nach Wels.

Er spricht fünf Sprachen, hat Immobilien in Ungarn und Tschechien, ist in Turin geboren, reist aber mit dänischem Pass. Seit er sich in Wels als Antiquitätenhändler etabliert hat, genießt Francesco Giullino (66) Ansehen und Sympathie. Selbst sagt er bescheiden: "Ich bin ein einfacher Mann, der die Frauen liebt und seinen Hund Neuko." Bombe in der Idylle: Als der Name des "einfachen Mannes" jetzt bei einem Hauskauf im Internet auftauchte, reagierte die britische Polizei elektrisiert.

Scotland Yard hielt Giullino für verschollen, nimmt nun aber die Ermittlungen in einem legendären Krimi wieder auf: Der "Regenschirm-Mord" wurde verfilmt, in Büchern nacherzählt, war Thema in Popsongs und TV-Serien. 1978 wurde der bulgarische Regimekritiker Georgi Markow in London Opfer eines Attentates. Ein Geheimdienst-Agent stach dem Dissidenten auf der Waterloo Bridge eine vergiftete Regenschirmspitze ins Bein.

Mutmaßlicher Attentäter lebt heute in Wels

Dem Killer gelang die Flucht. Doch nach dem Fall des Eisernen Vorhanges tauchte in Bulgarien ein Dossier auf, das angeblich den Täter nennt: Top- Agent "Piccadilly". Der Mann hinter dem Decknamen: Francesco Giullino, nach einer Polizeivernehmung Mitte der 90er-Jahre verschwunden.

In Wels knurrt Giullino im "Heute"-Gespräch: "Agent zu sein, war nie verboten – aber mit dem Mord habe ich nichts zu tun." Nachsatz: "Gäbe es tatsächlich Beweise, stünde Scotland Yard doch schon vor meiner Tür." Gegen britische Medien, die ihn als Mörder bezeichnen, geht Giullino bereits mit Anwalt Wolf-Georg Schärf vor. Denn wo Rauch ist, wird auch Feuer vermutet. Und das schadet den Antiquitäten.