Österreich

"Sie nannten mich Auftragskiller!"

Heute Redaktion
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Bild: Sabine Hertel

Mehr als ein Jahr lang saß der Wiener Nadim Chelly (31) in Italien U-in Haft. Der Verdacht: Er habe als Auftragskiller einen Rachemord begangen. Jetzt sprach ihn ein Gericht frei.

"Ich war in Bologna, um für meine Hochzeit einzukaufen," erzählt Nadim. Beim Bahnhof traf er einen flüchtigen Bekannten. Kurz darauf wurde in der Nähe der Tunesier Hedi N. (41) erstochen. Ein Auftragsmord wegen einer Familienfehde. Überwachungskameras filmten die Tat. Die Ermittler stießen auf Nadims Bekannten, zeigten ihm die Bilder – und der behauptete, Nadim sei der Mörder.

Per internationalem Haftbefehl wurde der Verdächtige in Wien verhaftet und nach Italien ausgeliefert. "Ich weiß bis heute nicht, warum mich der Mann verleumdet hat," sagt Nadim. "Im Gefängnis haben mich die Wärter oft geschlagen, ich war körperlich und seelisch am Ende."

Noch schlimmer für ihn: Seine Verlobte A. Bajboujti hat ihn verlassen. "Ich liebe sie und will sie heiraten. Ich habe in der Zelle immer an sie gedacht, das hat mir Kraft gegeben. Jetzt, wo feststeht, dass ich unschuldig bin, hoffe ich dass sie zu mir zurück kommt." Der richtige Mörder ist mittlerweile in Haft. So wie Nadims Bekannter, der gelogen hatte.

Jörg Michner