Community

"Sie putzt lieber, als mit mir Sex zu haben!"

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: iStock

Enzo ist seit 35 Jahren verheiratet. Während er sexuell äußerst aktiv ist, interessiert sich seine Frau kaum mehr fürs Liebesspiel mit ihm. Was tun?

Frage von Enzo (70) an Doktor Sex: Ich bin nun bereits seit 35 Jahren mit meiner Frau verheiratet und auch heute noch sexuell ääußerst aktiv. Bei meiner Frau sieht dies aber leider etwas anders aus. Alle drei Monate einmal Geschlechtsverkehr ist mir aber einfach definitiv zu wenig. Deshalb bleibt mir nichts anderes, als mich regelmäßig selbst zu befriedigen. Meiner Frau wiederum passt dies aber gar nicht. Überhaupt ist sie ziemlich prüde geworden. Sobald zum Beispiel etwas über Liebe im Fernsehen kommt, muss das Programm geändert werden. Und lieber fegt sie am frühen Morgen die Terrasse, als zu mir ins Bett zu kommen. Sex bezeichnet sie als verlorene Zeit. Früher war sie ganz anders. Fachbücher konnten mir nicht weiterhelfen. Was kann ich tun, damit wieder etwas Pep in die Geschichte kommt?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Enzo

Fünfunddreissig Jahre sind eine lange Zeit, in der sich vieles – letztlich wohl alles – irgendwie verändert. Was die Sexualität angeht, sind solche Veränderungen unter anderem dem körperlichen Altern geschuldet. Aber auch die sich verändernden Lebens- und Beziehungsumstände sowie eine sich unweigerlich einstellende Gewohnheit, die bei manchen irgendwann in Langeweile mündet, spielen in Zusammenhang mit der sich stetig verändernden Sexualität eine wichtige Rolle.

Mit der Entdeckung eines chemischen Wirkstoffs, der es Männern ermöglicht, bis an den Rand des Grabes erektil voll leistungsfähig zu sein, wurde die bis zum damaligen Zeitpunkt geltende biologische Ordnung über den Haufen geworfen. Plötzlich waren es nur noch die Frauen, die einer natürlichen Begrenzung unterworfen waren und sich mit zunehmendem Alter einer Einschränkung ihrer sexuellen Möglichkeiten unterziehen mussten. Und seither gilt, was ein Schalk wie folgt ausgedrückt hat: In die Wechseljahre zu kommen bedeute, dass die Frau verblüht und der Mann verduftet.

Wie die meisten heterosexuellen Männer scheinst auch du zu glauben, dass sexuell aktiv zu sein heiße, regelmäßig eine Frau zu penetrieren. Und wie die meisten heterosexuellen Männer wirst auch du damit konfrontiert, dass sich deine Partnerin diesem eintönigen und aus ihrer Sicht wohl auch ziemlich abturnenden Gerammel entzieht. Es versteht sich von selbst, dass deine Partnerin lieber die Terrasse fegt, als sich mit dir sexuell zu vergnügen.

Ich nehme an, dass Pep in die Geschichte zu bringen für dich gleichbedeutend ist damit, dass deine Frau und der Sex mindestens wieder so werden wie früher, wenn nicht sogar besser, und du weniger oft selber Hand anlegen musst. Beides kannst du vergessen, denn das Leben lässt sich nicht zurückdrehen.

Wenn du eine echte Veränderung anstrebst und bereit bist, dich auf deine Frau als Mensch ganz einzulassen, scheinen mir zwei Schritte sinnvoll und notwendig: Erstens, dass du sie fragst, was ihre Wünsche sind. Ich vermute, dass ihre Abwehr nicht dem Sex an sich oder dir als Person gilt, sondern dem, was sie in der Vergangenheit mit dir erlebte. Und zweitens, dass du damit beginnst, dich mit anderen Aspekten und Dimensionen von Sexualität auseinanderzusetzen. Da du Fachbüchern nicht abgeneigt zu sein scheinst, empfehle ich dir, "Zeit für Liebe – Sex, Intimität und Ekstase in Beziehungen" von Diana Richardson zu lesen. (wer)

(mp)