Österreich

'Sind Sie nicht lange schon Schatten-Parteichef?'

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Hans Peter Doskozil hat das Steuer im Burgenland fest in der Hand: Im "Heute"-Interview fährt er selbst und verrät, auf welche gescheite Frau er abfährt und wie er im Land Gas geben will.

"Heute": Herr Landeshauptmann, es kommt nicht oft vor, dass man Spitzenpolitiker selbst am Steuer sieht. Hat man Ihnen keinen Chauffeur zur Verfügung gestellt?

Hans Peter Doskozil: Doch, doch (lacht). Ich behalte meinen persönlichen Stil und meine Arbeitsweise aber bei und möchte gewisse Dinge selbst machen. Dazu gehört Auto fahren. Mich entspannt das, ich bin immer gerne gefahren. Das lasse ich mir nicht nehmen.

"Heute": Was läuft in Ihrem BMW für eine Musik?

Doskozil: Meistens die Freisprecheinrichtung. Wenn ich alle Telefonate erledigt habe, höre ich tagsüber Ö3 – das ist mein Sender, mit dem bin ich aufgewachsen. Abends, zu späterer Stunde, dann Radio Burgenland, da haben sie ein ansprechendes Musikprogramm. Ich freue mich, dass Udo Huber in Zukunft dort moderiert.

"Heute": Ihr erstes Wochenende nach der Angelobung führte Sie nach Tirol – dort gab es einerseits Diskussionen mit Pamela Rendi-Wagner, aber auch den ersten Auftritt mit Ihrer neuen Partnerin.

Doskozil: Ja, da waren tatsächlich unterschiedliche Emotionen im Spiel. Es ist nicht angenehm, wenn man interne Diskussionen so austrägt, wie das passiert ist. Aber man darf da als Politiker nicht beleidigt sein und muss sich immer wieder auch selbst fragen: Wie weit darf ich gehen? Entlang dieser Linie werde ich mich auch in Zukunft bewegen. Mit meiner neuen Partnerin aufzutreten, war dafür etwas ganz Besonderes.

"An der Spitze der SPÖ steht kein Messias"

"Heute": Ihre Vorsitzende fragte Sie in Tirol: "Waren deine Aussagen wirklich hilfreich?" Waren sie?

Doskozil: Ich denke, ja. Wir müssen als SPÖ unser Profil schärfen. Mir war zum Beispiel wichtig zu sagen, dass die Sozialdemokratie einfach nicht für eine grün-linke Fundipolitik steht. In sicherheits- und migrationspolitischen Fragen verfolge ich eine konsequente Linie – da werde ich mich von absolut niemandem beeinflussen lassen, da ich der Meinung bin, dass es der einzig richtige Weg ist.

"Heute": Sind Sie ein Rechter in einer eigentlich linken Partei?

Doskozil: Ich wehre mich gegen Links-rechts-Zuschreibungen. Wir müssen unsere Themen – wie Pflege oder Mindestlohn – in den Vordergrund stellen. Das sind ursozialdemokratische Forderungen.

"Heute": Wie oft telefonieren Sie mit Pamela Rendi-Wagner?

Doskozil: Die Telefonate halten sich offen gesagt in Grenzen, es gibt keine regelmäßigen. Wenn es notwendig ist, gibt es Gespräche.

"Heute": Sind Sie nicht längst ein "Schatten-Parteichef"?

Doskozil: Das würde ich so nicht sagen. Wir sind eine breite Partei, an deren Spitze kein Messias steht. Wenn wir auch auf Bundesebene wieder gute Wahlergebnisse erzielen wollen, muss sich jeder einbringen, am Ende wird man nur gemeinsam Erfolg haben.

"Heute": Was hat sich in der letzten Woche bei Ihnen persönlich verändert?

Doskozil: Es ist ein anderes Rollenbild, man hat als Landeshauptmann eine Gesamtverantwortung – und muss für alle Menschen im Land Dinge weiterbringen. Das ist sehr reizvoll und eine sehr ehrenvolle Aufgabe. Ich möchte aber kein "Landesvater" sein, der nur zu Festen fährt und Hände schüttelt, wie das woanders vielleicht üblich ist.

"Heute": Sondern?

Doskozil: Ich liebe es schon, gestalten und selbst direkt Politik machen zu können. Daher sind Personal, Finanzen und Kultur auch in meinem Bereich geblieben.

"Heute": Sollen auch die Grenzkontrollen im Burgenland bleiben?

Doskozil: Ja. Sie sind derzeit ein Garant dafür, dass es weniger Schlepper gibt – das spricht sich ja herum, dass dort kontrolliert wird.

"Heute": Sie haben in dieser Woche mit Ihrer Forderung nach einem Mindestlohn von 2.400 Euro brutto aufhorchen lassen. Ein verfrühtes Wahlkampfzuckerl?

Doskozil: Im Gegenteil, wir setzen das bei Landesbediensteten 2020 um. 1.700 Euro Netto-Mindestlohn bedeuten 10 Euro in der Stunde – da soll irgendjemand zu mir kommen und sagen, das ist zu viel. Das diskutiere ich gerne.

"Heute": So emotional?

Doskozil: Es ist der einzig richtige Weg, seine Mitarbeiter anständig zu entlohnen – wie kann ich unserem Portier oder der Putzfrau sonst noch in die Augen schauen? Überall, wo wir die Möglichkeit haben, müssen wir das umsetzen – dann ziehen auch Private nach. (coi)