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"Snowden": Gelungenes Biopic von Oliver Stone

Heute Redaktion
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Eine Oscar-prämierte Doku ("CitizenFour") gibt es bereits über Edward Snowden, nun bringt Oliver Stone einen Spielfilm über den berühmten Whistleblower in die Kinos. Ein brisantes und sehenswertes, doch kein makelloses Biopic!

Eine Oscar-prämierte Doku () gibt es bereits über Edward Snowden, nun bringt Oliver Stone einen Spielfilm über den berühmten Whistleblower in die Kinos. Ein brisantes und sehenswertes, doch kein makelloses Biopic!

Regisseur Oliver Stone wühlt für seine Filme gern in der jüngeren US-Geschichte und pickt sich Themen heraus, die an der amerikanischen Seele nagen oder diese beflügeln. Den Vietnamkrieg ("Platoon", 1986), 9/11 (, 2006) und die NFL ( "An jedem verdammten Sonntag" , 1999) hat Stone schon abgehandelt, jetzt widmet er sich Edward Snowden, dem Aufdecker der Nation.

Die Causa Snowden

Im Juni 2013 machte Snowden, ein freier Mitarbeiter der NSA, mit Journalisten des "Guardian" ein rechtswidriges Überwachungsnetzwerk der US-Geheimdienste publik. Geächtet und verfolgt strandete Snowden wenige Tage später in Moskau, wo er seither im Exil lebt. In den Vereinigten Staaten will man ihn als Verräter vor Gericht stellen; große Teile der Weltöffentlichkeit feiern Snowden hingegen als Helden.

Plot für einen Helden

Welchen Standpunkt Stone vertritt, ist von Anfang an klar (Held!). Das Biopic stellt uns Edward Snowden (sehr gut: Joseph Gordon-Levitt) als Patrioten vor; wir steigen bei seiner Armee-Ausbildung ein und verfolgen anschließend die CIA- und NSA-Karriere des späteren Whistleblowers. Mentor Corbin O'Brian (wie immer genial: Rhys Ifans) und Lebensgefährtin Lindsay Mills (Shailene Woodley) sorgen für emotionale Nebenhandlungsstränge; für Spannungsmomente springt der Plot zwischendurch zu Snowdens Kontaktaufnahme mit dem "Guardian" im Jahr 2013. Einen kleinen Österreich-Gag gibt's auch noch zu belächeln.

Große Stärke, großes Manko

Die große Stärke des Films liegt darin, dass er nicht nur als Biopic funktioniert (wer ist dieser Edward Snowden?), sondern auch über die Hintergründe des Überwachungsskandals informiert (was ist passiert und warum sollte ICH mich dafür interessieren?). Natürlich ist der Film Fiktion, doch was die Dramatisierung tatsächlicher Ereignisse anbelangt, hat Hollywood selten so gut gearbeitet wie hier.

Ein großes Manko hat "Snowden" allerdings auch: Olivers Stone nimmt sein Publikum praktisch völlig aus der Verantwortung. Der Film diktiert uns, Snowdens Handlungsweise gutzuheißen - Interpretationsspielraum gibt es keinen. Das zeigt sich auch im konservativ gehaltenen Soundtrack des Biopics, der den Zuschauern Szene für Szene die passende Gefühlslage aufzwingt.

"Snowden" startet am 23. September in den österreichischen Kinos.