Community

"Soll ich ihm sagen, dass ich abgetrieben habe?"

Michelle trägt eine Geheimnis mit sich herum, über das sie bisher geschwiegen hat. Mehr und mehr spürt sie den Impuls, darüber zu reden.

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: iStock

Frage von Michelle (24) an Doktor Sex: Vor einem Jahr ließ ich mich auf eine Beziehung mit einem Mann ein, obwohl ich merkte, dass er noch sehr unreif ist. Kurze Zeit später begann er sich dann von mir zu distanzieren und erklärte mir, er habe keine Zeit mehr für uns. Gleichzeitig stellte ich fest, dass ich wegen einer Verhütungspanne von ihm schwanger geworden war.

Ich traf ihn dann noch für ein klärendes Gespräch und danach trennten wir uns. Dabei brachte ich es jedoch nicht fertig, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen. Nach einigen Wochen Funkstille kontaktierte ich ihn noch einmal und bat um eine weitere Begegnung, in der ich etwas Wichtiges besprechen möchte. Er willigte ein, sagte dann aber wenige Stunden vorher ab.

Ich entschied mich dann allein für eine Abtreibung. So jung ein Kind zu haben, noch dazu mit einem Mann, der sich derart unreif verhält, kam für mich nicht infrage. Ich habe seither nie mit jemandem darüber gesprochen. Den Ex sehe ich ab und zu im kollegialen Umfeld. Dabei habe ich jedes Mal das starke Bedürfnis, mich bei ihm auszusprechen. Darf ich ihn mit der Sache belasten?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Michelle

Haben auch Sie eine Frage an Doktor Sex?
Nutzen Sie die Möglichkeit, sich zu einem Anliegen rund um Liebe, Sex und Beziehung von einem Fachmann beraten zu lassen. Senden Sie Ihre Frage ganz einfach per Mail an [email protected]. Aus Gründen des Datenschutzes werden die Namen und die Altersangaben von der Redaktion abgeändert. Wir bitten um Verständnis, dass nicht jede Frage beantwortet werden kann.

Du hast in den letzten Monaten vieles allein getragen, und es scheint mir nun definitiv an der Zeit, deine Erfahrung mit anderen, dir nahestehenden Personen zu teilen. Mensch sein bedeutet nämlich auch, einander in herausfordernden Lebensumständen beizustehen und Schicksalsschläge gemeinsam zu tragen.

Ob der Mann, der das Kind mit dir zusammen gezeugt hat, dafür die richtige Adresse ist, wage ich aufgrund deiner Schilderungen jedoch zu bezweifeln. Er scheint mir gänzlich mit sich selber und seinen Angelegenheiten beschäftigt zu sein und dürfte daher kaum Kapazitäten haben, um dir bei der Bewältigung der Geschichte ein Gegenüber zu sein.

Wahrscheinlicher ist, dass du dich am Schluss um ihn kümmern oder gar irgendwelche Vorwürfe von seiner Seite entgegennehmen musst. Es scheint mir daher sinnvoll, dich erst mit Menschen auszutauschen, bei denen du die Gewissheit hast, dass sie so weit bei sich selber und im Frieden sind, dass sie dir den Raum können, den du brauchst.

Wer das sein könnte, kannst nur du allein entscheiden. Vielleicht hast du eine beste Freundin oder einen besten Freund, die für ein solches Gespräch infrage kommen. Du kannst dir aber auch überlegen, ob du mit deinen Eltern oder sonst einer Person aus deinem Bekanntenkreis sprechen möchtest, die dir in der Lage scheint, gelassen mit der Sache umzugehen.

Wenn du danach immer noch das Bedürfnis haben solltest, den Vater des Kindes einzuweihen, darfst du das selbstverständlich tun. Wichtig wäre jedoch, dass du möglichst ohne Erwartungen an ihn in ein solches Gespräch einsteigen und vorher deine Motivation für eine Aussprache genau klären würdest. Viel Glück!

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

(wer)