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"Solo": Getöse, Humor und Action im All

Der Millennium Falke ist gelandet. Das Festival Cannes feierte eine glanzvolle Weltpremiere von "Solo: A Star Wars Story".

Heute Redaktion
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Draußen am Roten Teppich jubelten die Fans den Stars um Alden Ehrenreich, Emilia Clarke und Regisseur Ron Howard zu. Drinnen im Festival-Palais von Cannes fand die Premiere von "Solo: A Star Wars Story" am Dienstagabend gleich zwei Mal statt. Im Großen Saal (2.300 Plätze) saßen das Filmteam und die Ehrengäste. Im "kleinen" Debussy-Saal (1.300 Plätze) hatte sich zeitgleich die Weltpresse versammelt.

135 Filmminuten später, als der Applaus verklungen war und die geladenen Gäste zur "Solo"-Party am Strand des noblen Carlton-Hotels aufbrachen (Höhepunkt: ein mächtiges Brillantfeuerwerk kurz vor Mitternacht), wurde unter Insidern und Journalisten schon heftig über die Qualitäten des Films debattiert.

Quintessenz: "Solo", der zweite Film der Serie außerhalb der Chronologie, bietet exakt das, was sich "Star Wars"-Fans erwarten. Also starke Action-Szenen im All, ausgiebiges Getöse, ein bisschen Humor und die Begegnung mit vertrauten Figuren.

Der Hauptdarsteller überzeugt

Für "Star Wars"-Neulinge gibt's viel zum Rätseln und zum Staunen, für Insider interessante Bezüge zu den anderen Filmen. Nachwuchstalent Alden Ehrenreich ist als Weltraum-Abenteurer Han Solo von der ersten Minute an ein Sympathieträger, der die Zuschauer ähnlich wie sein Vorgänger Harrison Ford mit einem leicht strizzihaften Charme betört.

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Der Trailer von "Solo: A Star Wars Story":

Vom Imperium zur Schmuggler-Ikone

Zu Beginn der Story fristet der junge Han ein kümmerliches Dasein auf dem Planeten Corellia ("Solo" ist zeitlich ein paar Jahre vor "Krieg der Sterne" angesiedelt, dem ersten "Star Wars"-Film aus dem Jahr 1977). Er will dort weg, weshalb er sich für drei Jahre als Pilotenschüler für den Dienst in der Armee des Imperiums verpflichtet. Dann will Han dort auch weg, weshalb er sich dem Gangster Tobias Beckett (Woody Harrelson) anschließt. Der soll im Auftrag des Syndikats von Dryden Voss (Paul Bettany) eine unendlich wertvolle Substanz erbeuten. Die Raubzüge liefern natürlich jede Menge Gelegenheiten für ausgiebige (und brillant gefilmte) Actionsequenzen.

Das sind die Grundzüge der Handlung, doch viel wichtiger als der genaue Ablauf der Dinge könnte den Fans ein anderer Aspekt sein: Der Film bietet Antworten auf oft gestellte Fragen. Wie kam der Sternenkrieger Han zu seinem Nachnamen Solo? Wie lernte er seinen treuen Freund, den Wookiee Chewbacca, kennen? Wie wurde er zum Besitzer seines Raumschiffs, des legendären Millennium Falken? Für all diese Rätsel gibt es sehr originelle Erklärungen.

Cast > Plot

Schauspielerisch ist der Film gediegen ausgefallen. Neben Alden Ehrenreich überzeugen vor allem Woody Harrelson als Gauner mit Herz und "Game Of Thrones"-Star Emilia Clarke in der Rolle der Qi'Ra, einer ziemlich zwielichtigen Exfreundin von Han Solo.

Das Prädikat gediegen passt auch zum Inszenierungs-Stil von Hollywood-Regisseur Ron Howard, der eine gute Balance hält zwischen Action und Dialog-Szenen (vielleicht mit ein bisschen zu viel Tschin-Bumm).

Schwächen gibt's im Drehbuch, das manchmal durchhängt und das es Einsteigern in die Serie nicht leicht macht, alle Handlungsstränge der Story zu begreifen. Und ein echter Graus ist - abgesehen von der legendären "Star Wars"-Melodie - die Filmmusik: Fast ununterbrochen wird das Geschehen auf der Leinwand mit schrillen Fanfarenklängen zugekleistert. Da hätten die Filmemacher ruhig mehr Vertrauen in die Kraft ihrer Bilder setzen dürfen, die solch einen nervenden Klangbrei definitiv nicht brauchen.

Gunther Baumann (Film Clicks), Cannes