Szene

"Spotlight": Oscar-Anwärter über Missbrauchsskandal

Heute Redaktion
Teilen

"Spotlight" dreht sich um vier investivative Journalisten, die in einem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche ermitteln. Das Drama ist für sechs Oscars nominiert.

"Spotlight" erzählt die Story hinter einer Pulitzer-Preis-gekrönten Serie von Zeitungsartikeln, die die Tageszeitung Boston Globe im Jahr 2002 veröffentlichte. Der Film dreht sich um die Ermittlungen von vier Journalisten, die einen gigantischen Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche aufdecken. .

Investigativer Journalismus ist meist nicht so spannend, wie er im Kino (beispielsweise in ) dargestellt wird. Anruflisten abklappern, in Archiven stöbern, auf Klingeltour gehen, bürokratischen Brotkrumen folgen - all das eignet sich nicht wirklich für einen spannenden Filmabend... und ist doch Hauptbestandteil von "Spotlight".

Der Name des Dramas ("Rampenlicht") ist nach der gleichnamigen Abteilung des Boston Globe benannt. Deren primäres Ziel besteht darin, Missstände jedweder Art aufzudecken; die nötigen Recherchen nehmen mitunter Monate in Anspruch. Auf Anweisung ihres neuen Chefs Marty Baron () in einem Fall von Kindesmissbrauch zu ermitten. Nach und nach kommen sie einem unglaublichen Skandal auf die Spur, der sich bis in die höchsten Kreise der katholischen Kirche erstreckt.

Der Bösewicht

Wäre "Spotlight" ein Mainstream-Thriller, müssten sich die Protagonisten womöglich mit religiösen Fanatikern oder diabolischen Mörder-Priestern, zumindest jedoch mit physischen Einschüchterungsversuchen und Gewaltandrohungen herumschlagen. Auf diese Art von Suspense verzichtet der Film völlig (dass der Trailer etwas anderes andeutet, soll lediglich Zuschauer ins Kino locken). Dadurch wirkt der Plot etwas trocken, zugleich aber auch äußerst realitätsnah.

Entscheidend ist, dass die Täter kein Gesicht bekommen. Nur zweimal erhaschen wir einen kurzen Blick auf einen der Vergewaltiger. Der Bösewicht des Films ist ein anderer, nämlich die katholische Kirche selbst, die straffällig gewordene Priester schützt und wieder auf die ahnungslose Gesellschaft loslässt. Der Schurken-Sidekick ist das Rechtssystem, das die Machenschaften der Kirche deckt, der Handlanger ist die Presse, die den vorliegenden Hinweisen zu spät nachgeht.

"Spotlight" ist keine Verbeugung vor dem (investigativem) Journalismus; wie Helden wirken die Reporter nicht gerade. Der Film ist vielmehr eine Respektsbezeugung vor dem Sich-Festbeißen, dem Weitergraben und Aufbegehren - und ein Appell an jeden einzelnen Zuseher, genau das zu tun.

"Spotlight" startet am 26. Februar 2016 in den österreichischen Kinos.