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"Start für neues Zeitalter für Musikgenuss in Wien"

Heute Redaktion
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Wien Holding-Direktor Kurt Gollowitzer im Gespräch mit "Heute".
Wien Holding-Direktor Kurt Gollowitzer im Gespräch mit "Heute".
Bild: Denise Auer

Im "Heute"-Interview spricht Wien Holding-Chef Kurt Gollowitzer über kommende Großprojekte und wie der Konzern zur Wiener Lebensqualität beiträgt.

"Heute": Herr Gollowitzer, Sie sind seit 1. September Direktor der Wien Holding und führen einen Mischkonzern mit 75 Unternehmen und 3.000 Mitarbeitern. Haben Sie sich schon eingelebt?

Gollowitzer: Es war vom ersten Tag an ein enormes Arbeitspensum. Jetzt bin ich voll und ganz im neuen Job angekommen.

"Heute": Sie haben Ihre Funktion vom jetzigen Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) übernommen. Wieviel von seiner Arbeitsweise führen Sie weiter, was machen Sie anders?

Zur Person:

Dr. Kurt Gollowitzer wurde 1972 im Burgenland geboren. Der promovierte Jurist arbeitete in mehreren Rechtsanwaltskanzleien bevor er 2006 zur Wien Holding kam. Von 2013 bis 2018 war er kaufmännischer Geschäftsführer der Stadthalle Wien. Seit 1. September 2018 ist Gollowitzer Geschäftsführer der Wien Holding und zuständig für die Bereiche Kultur- und Veranstaltungsmanagement sowie Logistik und Mobilität. Er ist verheiratet und hat drei Söhne.

Gollowitzer: Ich habe von meinem Vorgänger ein bestens aufgestelltes und wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen übernommen. Diesen Weg werde ich natürlich weitergehen. Daneben stehen wir aber vor vielen neuen Projekten, von denen Wien maßgeblich profitieren wird.

"Heute": Können Sie dazu einige Details nennen?

"Kernaufgabe der Wien Holding: Mehr Wien zum Leben zu machen"

Gollowitzer: Ich sehe es als Kernaufgabe der Wien Holding, die ja zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien steht und somit eigentlich allen Wienerinnen und Wiener gehört, mehr Wien zum Leben zu machen. Und die Wienerinnen und Wiener kommen öfter mit der Wien Holding in Kontakt, als man denken könnte. Wir sind 24 Stunden lang für die Menschen da: Egal, ob wir Wohnungen bauen oder die neue Wien Holding-Arena errichten, über unsere Häfen die Menschen mit Gütern des täglichen Bedarfs versorgen, mit unseren Theatern, Museen oder der Therme Wien tolle Erlebnisse bieten oder ganze Stadtteile neu entwickeln.

Die Wien Holding steht in all ihren vier Geschäftsfeldern Kultur, Immobilien, Logistik und Medien für zukunftsorientierte und nachhaltige Projekte, die den Wirtschaftsstandort sichern, das Wirtschaftswachstum ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen und damit die Lebensqualität für die Menschen insgesamt erhöhen. Mit den neuen Projekten wie der neuen Event-Halle für Großkonzerte oder dem neuen Fernbus-Terminal in der Leopoldstadt bauen wir das weiter aus.

"Heute": Sie haben die neue Event-Halle angesprochen. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Gollowitzer: Die Wien Holding-Arena wird das größte Projekt der Firmengeschichte der Wien Holding. Ende Jänner fiel die Entscheidung für den Standort in Neu-Marx. Derzeit sind wir dabei, ein Raum- und Funktionskonzept zu erstellen. Noch heuer wollen wir einen internationalen Architekturwettbewerb ausschreiben. Ab 2024 wird die neue Arena mit einer Besucherkapazität von rund 20.000 Plätzen Großkonzerte ermöglichen, die bisher in Wien undenkbar waren. Man kann also auf jeden Fall sagen, dass die Wien Holding-Arena ein neues Zeitalter des Musik-Genusses und der Live-Konzerte in Wien einläuten wird. Bei der Eröffnung wird die Arena die modernste Konzerthalle Europas sein.

"Neue Event-Halle wird Konzerte ermöglichen, die bisher in Wien undenkbar waren"

"Heute": Wenn Sie sich aussuchen könnten, welche Musikband die Arena eröffnet, welche wäre das?

Gollowitzer: Ich bin ein großer U2-Fan. Ein Doppel- oder Dreifachkonzert wäre daher toll.

"Heute": Was wird mit der Stadthalle Wien geschehen?

Gollowitzer: Die Wiener Stadthalle steht heuer in ihrem 61. Jahr. Für viele neue moderne Produktionen, die immer aufwändiger und größer werden, reicht die alte Halle einfach nicht aus. Auch ist sie für viele Veranstalter einfach zu klein, denn je höher die Besucherzahl, desto leichter ist es, schwarze Zahlen zu schreiben.

"Heute": Die Eventhalle wird 2024 die Wiener Stadthalle als Konzert-Location ablösen. Sie waren selbst jahrelang Chef der Stadthalle. Schmerzt Sie das?

Gollowitzer: Für mich ist die Stadthalle das geheime Wahrzeichen der Stadt Wien. Jede Wienerin bzw. jeder Wiener war zumindest einmal in seinem Leben in der Stadthalle. Aber die Wien Holding-Arena bedeutet ja nicht das Ende für die Stadthalle, sondern einen Neubeginn mit neuer Nutzung. Wie diese aussehen wird, wird gerade erarbeitet. Sicher ist, dass der Breitensport eine wichtige Rolle spielen wird, aber auch eine teilweise museale Nutzung ist vorstellbar. Die Sanierung der Stadthalle wird dann angepasst an die jeweilige Nutzung erfolgen.

"Heute": Die Wien Holding konnte für das Geschäftsjahr 2017 die erfolgreichste Bilanz ihrer Firmengeschichte vorlegen. Wie wird das für heuer aussehen?

Gollowitzer: Es stimmt, mit einem Umsatz von 545 Mio. Euro und einem Gewinn von 27 Mio. Euro war 2017 ein sehr erfolgreiches Jahr. Wir werden Mitte Mai die Jahresbilanz für 2018 präsentieren. Ich kann aber schon jetzt versichern, dass wir das Ergebnis von 2017 noch einmal übertreffen werden.

Wir haben auch eine Studie in Auftrag gegeben, die sich den wirtschaftlichen Fußabdruck der Wien Holding angesehen hat. Die Studie mit dem Titel "Ökonomische Effekte der Wien Holding für Österreich und seine Bundesländer" wurde vom Institut für Höhere Studien (IHS) erstellt.

"Wien Holding trägt mit 1,6 Milliarden Euro zur Wertschöpfung in Österreich bei und sichert 23.000 Jobs"

Das Ergebnis ist ein sehr erfreuliches: Demnach tragen wir mit 1,6 Mrd. Euro zur Wertschöpfung in Österreich bei, davon entfällt der Löwenanteil von 809 Mio. Euro auf Wien. Mit unseren knapp 80 Beteiligungen sichern wir österreichweit 23.000 Arbeitsplätze, davon die Hälfte in Wien. Aber auch andere Bundesländer profitieren über die Wertschöpfungskette. So schaffen wir indirekt in Niederösterreich rund 3.650 Jobs, in Oberösterreich 2.251 und in Tirol 1.236. Daneben löst die Tätigkeit der Wien Holding 629 Mio. Euro an Steuer- und Abgabeneinnahmen aus.

"Heute": Welche anderen Projekte haben Sie in der Pipeline?

Gollowitzer: Etwa den Fernbus-Terminal in der Leopoldstadt, der neben dem Flughafen Wien und dem Hauptbahnhof Wien die dritte Säule für den Fernverkehr darstellen wird. Wir haben gerade die Projektgesellschaft gegründet, um die für die Errichtung notwendige Kompetenz und das Know-how zu bündeln. Die Fertigstellung wird in rund fünf Jahren erfolgen, die ersten geschätzten Grobkosten, die wir uns mit privaten Partnern teilen, liegen bei rund 70 Mio. Euro.

"Fernbusterminal wird 3. Säule im Wiener Fernverkehr"

Daneben errichten wir im Alberner Hafen ein neues Hafentor als Hochwasserschutz. Bisher bestand die Gefahr, dass der Hafen nach Hochwasser gesperrt werden musste und für den Schiffsverkehr ausfiel. Die Ausschreibung für das Hafentor ist derzeit im Gange, bis etwa 2023 soll dieses fertig sein. Die Kosten liegen bei rund 22 Mio. Euro.

"Heute": Weil gerade von Schiffen sprechen. Ende März hat ja die neue Twin City Liner-Saison begonnen, heuer mit einem nagelneuen Schiff.

Gollowitzer: Stimmt, wir sind heuer erstmals von der Zwei-Schiff-Variante auf die Ein-Schiff-Variante umgestiegen. Der neue Twin City Liner hat eine Passagierkapazität von 250 Personen, die alten Schiffen hatten nur für je 129 Platz.

Dafür haben wir rund sieben Mio. Euro investiert, die sich schon jetzt auszahlen. Vergangenes Wochenende konnten wir den 10.000 Gast auf dem Twin City Liner begrüßen. Das ist ein toller Erfolg, noch nie zuvor haben sich so schnell so viele Tickets verkauft.

"Heute": Herzlichen Dank für das Gespräch.