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"Steve Jobs": So gut war Theater im Kino noch nie

Heute Redaktion
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Visionäres Genie oder doch nur größenwahnsinner Blender? In jedem Fall menschliches Ekel! Steve Jobs kommt im gleichnamigen Biopic-Drama nicht gerade gut weg... und dieses in den USA auch nicht gut an. Genial ist der Streifen trotzdem und deshalb auch unser Kinofilm der Woche!

Visionäres Genie oder doch nur  größenwahnsinner Blender? In jedem Fall menschliches Ekel! Steve Jobs kommt im gleichnamigen Biopic-Drama nicht gerade gut weg... und dieses in den USA auch nicht gut an. Genial ist der Streifen trotzdem und deshalb auch unser Kinofilm der Woche!

Man erkennt sich für gewöhnlich recht schnell: Filme, die auf Bühnenstücken basieren. Meist sind sie räumlich stark beschränkt, überaus dialoglastig und weitgehend SFX-frei. Willkommen bei "Steve Jobs"! Doch Achtung, das hier ist kein filmgewordenes Theater, sondern Kino, dass großes Theater sein will. Auch ohne die entsprechende Vorlage.

"Steve Jobs" ist strikt in drei Akte unterteilt. In jedem davon bereitet sich Jobs (Michael Fassbender) auf eine Präsentation vor und spricht währenddessen mit Wegbegleitern, Mitarbeitern, Presse, etc. Die Präsentationen gab es tatsächlich, doch von ihnen sehen wir nichts. Das Geplänkel hinter den Kulissen ist frei erfunden und zeigt Jobs als sozial inkompetenten Perfektionisten, als egomanischen Dirigenten mit Masterplan. Die Beziehung zu seiner Tochter Lisa steht dabei im Handlungsmittelpunkt.

Fiktion

Das Drehbuch zum Film stammt von Aaron Sorkin. Der schrieb bereits das Skript zu "The Social Network" und wurde dafür auch mit dem Oscar ausgezeichnet. Bei der Verfilmung der Zuckerberg-Story waren alle Beteiligten stets darauf bedacht gewesen, den fiktiven Charakter der Geschichte hervorzustreichen. Nicht so im Falle von "Steve Jobs".

Vielleicht floppte der Film in den USA aus diesem Grund - und er floppte gewaltig: , ließ die Produktionsfirma Universal den Streifen nun sogar vorzeitig aus dem Programm von knapp 2000 Kinos entfernen. Apple-Mitgründer Steve Wozniak hatte im Vorfeld verkündet, dass der Film nicht der Realität entspreche. Anstatt die Leute daran zu erinnern, dass Kinofilme Fiktion sind, dürfte dieser Mini-Eklat als zusätzliche Abschreckung gewirkt haben.

Genial

Warum zusätzlich? "Steve Jobs" ist eben (obwohl nach einem Original-Skript entstanden) ein typischer Theaterfilm. Knapp zwei Stunden lang wird nichts als geredet, werden ständig dieselben Sets bemüht. Die einzigen Kracher und Explosionen sind die verbalen Explosionen der Hauptfigur.

Dabei machen Drehbuchautor Sorkin und Regisseur Danny Boyle alles richtig. Sie versuchen nicht, ein ganzes Leben in den Film zu pressen, sondern befassen sich intensiv mit einzelnen Episoden. Es geht um Konzerndenken, Fortschritt, die Verbindung von Technik und Design, währenddessen aber auch um eine komplexe Vater-Tochter-Beziehung. Absolut sehenswert.

"Steve Jobs" startet am 12. November in den österreichischen Kinos.

 

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