Politik

"Straches Serbe": Blauer Funktionär will zur SPÖ

Heute Redaktion
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Luka Markovic war jener Serbe, der HC Strache Türen zur Community öffnete. Weil er nur Mittel zum Zweck war, das Ausländerhasser-Image loszuwerden und von HC Strache nichts als leere Versprechungen bekam, will er jetzt zur SPÖ. Die ist prinzipiell nicht abgeneigt.

Luka Markovic war jener Serbe, der HC Strache Türen zur Community öffnete. Weil er „nur Mittel zum Zweck war, das Ausländerhasser-Image loszuwerden und von HC Strache nichts als leere Versprechungen bekam“, will er jetzt zur SPÖ. Die ist prinzipiell nicht abgeneigt.

Blaues Gebetsband und abshaken in der Balkandisco. Seit 2008 hat HC Strache seine Liebe zu zumindest einer Migrantengruppe entdeckt: den Serben. In Österreich sind sie eine der größten Migrantengruppen, fast alle haben eine Staatsbürgerschaft und sind somit potenzielle Wähler. Außerdem sollte diese Freundschaft dem Parteiobmann dazu verhelfen, das miefige Ausländerhasser-Image seiner Partei ein wenig aufzuweichen.

Vor allem ein Mann war bei all diesen Balztänzen um die Ex-Yu-Community stets an seiner Seite: Der Meidlinger Bezirksrat Luka Markovic (40) – der einzige Austro-Serbe mit einer "namhaften" Funktion in der Partei. "Wir hatten einen Deal: Ich bin Unternehmer und wollte etwas für die vielen Selbstständigen unter uns tun. Ich wollte uns aus der Gastarbeiterrolle rausholen und, dass die Bedürfnisse der Community mehr gehört werden. Strache versprach sich zu engagieren, wenn ich ihm im Gegenzug helfe, sein Image aufzupolieren", erzählt der Gastronom.

Keine Chance gegen Burschis

Markovic hielt Wort und tourte mit Strache bei Wahlkämpfen durch das Land, reiste mit ihm nach Serbien, holte Politiker nach Wien, schmiss Partys mit den FP-Granden in seinem Lokal "Blueberry", das ein beliebter Treffpunkt der Ex-Yu-Community ist. "Es war alles schön verpackt und Kickls Strategie ging auf", erzählte Markovic.

Die Serben begannen mit Strache zu sympathisieren, viele wählten ihn. Im Gegensatz dazu habe sich der FP-Chef aber nicht an die Abmachung gehalten: "Er hat mir Dinge in die Hand versprochen, die er nicht gehalten hat. Da ging es oft auch nur um Kleinigkeiten, wie sich für einzelne Schanigärten-Bewilligungen einzusetzen. Ihm waren die Serben eigentlich immer egal. Oder woher kommt es sonst, dass ich der einzige Austro-Serbe mit einer Funktion bin. Und ich bin auch 'nur' Bezirksrat. Das ist kein hohes Amt. Gegen die Burschenschafter hast du als Migrant keine Chance.

Die wollen dich nicht", erzählt Markovic. So bekam er etwa "versehentlich" eine Einladung zum Akademikerball – "aber Strache hat mir zu verstehen gegeben, dass es besser ist, wenn ich da nicht hingehe", erzählt er. Einmal habe man ihm sogar gesagt: "Wir holen lieber 4 Prozent mit Burschenschaftern als 14 Prozent mit Jugos." Auch die wichtigen Briefe gingen immer zuerst an sie: "Erst wenn die Burschenschafter ihr okay geben, kann man weiterarbeiten."

"Wurden uns in Ausländerfrage nicht einig"

Markovic hat genug: "Ich habe lange gehofft, dass sich Strache an sein Versprechen hält, dass er etwas tut, sich wirklich bemüht, aber es ist nichts passiert. Er hat das Vertrauen der serbischen Zuwanderer nur für seine Zwecke ausgenutzt." Auch die Ausländerfrage sei für ihn unerträglich geworden: "Ich fand das nie gut. Aber ich hab mich so gefreut und gehofft, als er kam und versprach, er wird für meine Leute etwas tun, dass das für mich nachrangig war", sagt Markovic.

Mit der Zeit habe er das aber kaum mehr ausgehalten: Seine Leute seien 1992 in Österreich herzlich aufgenommen worden, als Krieg am Balkan war. "Wie kann ich das jemand anderem verwehren, nur weil er von woanders kommt. Für mich gibt es eigentlich nur zwei Sorten von Menschen: gute und schlechte. Woher sie sind, ist doch wurscht."

Weil er die Einstellung seiner Partei irgendwann nicht mehr wegblenden konnte, habe er sich deswegen immer häufiger mit Kollegen gestritten: mit ein Hauptgrund, warum er die Partei jetzt verlassen habe. Markovic ist nunmehr wilder Bezirksrat in Meidling.

Erste Flirtversuche mit der SPÖ

Dass Markovic aus der Partei wirklich ausgetreten ist, scheint bei der FPÖ noch nicht ganz angekommen zu sein. Erst am Mittwoch ging eine Presseaussendung in seinem Namen raus, wo sich Markovic lautstark über die Drogenproblematik und das Nicht-Einschreiten der SPÖ beschwerte. "Ich habe gesagt, ich will nicht, dass das in meinem Namen geschrieben wird und dann ging es einfach raus", beteuert Markovic. "Ich wäre ja blöd, sowas zu sagen, denn ich wünsche mir, dass ich künftig mit und für die SPÖ arbeiten kann", erzählt er.

Er wolle sich weiter für die Selbstständigen einsetzen, und da hätten die Sozialdemokraten hervorragende Instrumente. "Die FP hat nur eine Organisation: Die Burschenschafter – und die helfen sich nur gegenseitig", sagt Markovic. Es gäbe bereits gute Kooperationen mit dem Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband (SWV). Wenn alles gut läuft, möchte er im Februar für sie bei den Wirtschaftskammerwahlen antreten.

Der SWV bestätigt das auf "Heute"-Nachfrage. Auch eine breitere Arbeit auf Parteiebene ist durchaus nicht ausgeschlossen: "Wir freuen uns, dass er erkannt hat, dass Strache ein Blender ist. Ob er bei uns eine politische Heimat findet und ob er mit unseren Wertvorstellungen übereinstimmt, werden wir sehen – und vor allem mit unseren Genossen bei der SP-Meidling diskutieren", so Parteisekretär Georg Niedermühlbichler.