Szene

"Suburbicon": Mob und Mord im Vorstadtsumpf

George Clooneys neue Regiearbeit ist ein Mix aus Drama, Krimi und Mystery.

Heute Redaktion
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Filme leben von Déjà-vu-Momenten. Hier eine Hommage an einen Klassiker, da eine Kameraeinstellung, die die Handschrift einer Kinolegende trägt, dort ein Insider-Witz, der ohne profunde Kenntnis der japanischen Splatterszene nur halb so lustig ist. "Suburbicon" besteht gewissermaßen zur Gänze aus solchen Momenten; der Streifen schreit geradezu nach Joel und Ethan Coen - nein, Schreien passt nicht zu den Coens, es ist mehr ein lautstarkes Raunen - und der Abspann bestätigt die Brüder dann freilich auch als Drehbuchautoren.

Woran erkennt man den Coen-Touch? Am trockenen Humor, der selbst den gewalttätigsten Szenen innewohnt und diese (vermeintlich) entschärft. Am Tempo des Films, der unvermittelt zwei Gänge nach oben oder zurück in den Leerlauf schaltet. Am Plot, der eine aberwitzige, extravagante Entwicklung andeutet, am Ende aber doch am Boden bleibt. Und natürlich an der Spannung, die mehr von einem Puzzle-Nachmittag als von einer Achterbahnfahrt hat.

Drama, Krimi, Mystery

Gemeinsam mit dem jungen Protagonisten Nicky (Noah Jupe) müssen die Zuschauer nicht nur die Mysterien eines Mordfalls, sondern auch jene der Erwachsenenwelt entschlüsseln. Die Sinnhaftigkeit und Bedeutung der Vorkommnisse erschließt sich schrittweise und gemächlich.

Eines Nachts wird Nicky von seinem Vater Gardner (Matt Damon) geweckt. Zwei Männer sind in das Haus eingedrungen und zwingen das Familienoberhaupt, seine Sippe am Küchentisch zu versammeln. Bei Gardners im Rollstuhl sitzenden Frau (Julianne Moore) übertreiben es die Einbrecher leider mit dem Chloroform: Sie stirbt.

Zunächst scheint das Auftauchen einer afroamerikanischen Familie im Vorstadtparadies beziehungsweise die Reaktion der weißen Bürger auf die Neuankömmlinge mit dem Verbrechen in Verbindung zu stehen. Das seltsame Verhalten von Gardners Schwägerin Margaret (ebenfalls Julianne Moore) und die Art und Weise, mit der der Witwer die Tragödie zu bewältigen versucht, führen jedoch bald in eine gänzlich andere Richtung.

"Suburbicon" ist weder George Clooneys beste Regie-, noch die beste Skript-Arbeit der Coens. Als gefinkelter Krimi punktet der Film trotzdem, und das bitterböse Finale entschädigt für so manche Längen im Aufbau.

"Suburbicon" startet am 10. November 2017 in den österreichischen Kinos.

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