Szene

"Supergeiles" Interview mit Friedrich Liechtenstein

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Friedrich Liechtenstein hatte seinen großen Durchbruch mit seinem "Supergeil" Werbevideo für eine Deutsche Lebensmittelhandelskette - jetzt lebt und dreht er in Wien.

Jeder kennt den "Supergeil"-Star aus der EDEKA-Werbung und kennt den dazugehörigen Song.

Friedrich Liechtenstein hatte mit diesem Auftritt seinen großen Durchbruch als Schauspieler und Performer.

Nun lebt der Berliner in Wien und dreht dort sein neues Musikvideo zum Song "NYtimes" mit "mediavilm".

Skurril und doch nachdenklich - ein Song bestehend aus Schlagzeilen der New York Times und nahezu philosophischen Texten, über die man sich nicht wundern sollte.

Wie es ihm nach seinem Durchbruch erging, wie es ihm in seiner neuen Heimat gefällt und was man sich vom neuen Musikvideo, dass im September erscheinen soll, erwarten kann, verriet Friedrich im "supergeilen" Interview mit "Heute".

"Heute": 2014 hatten sie ihren großen Durchbruch mit dem Supergeil-Werbevideo für EDEKA. Was hat sich seither verändert?



"In Berlin Mitte kannte ich schon immer jeden die ganzen Jahre, und habe jeden gegrüßt. Jetzt ist es so, dass ich auch die Leute außerhalb von Berlin Mitte grüße!

Ich habe jetzt viel,viel mehr zu tun und bekomme Geld dafür. Früher hatte ich auch viel zu tun, aber da gab's nicht so viel Geld. Ich darf alles machen was ich mir früher so vorgenommen habe. Auch die absurdesten Ideen kann ich durchsetzen. Das ist ein sehr komfortables Gefühl!"

"Heute": Geht Ihnen das "Supergeil"-Image manchmal schon auf die nerven, wenn sie angesprochen werden?

"Nein, das ist eigentlich ganz schön. Ich kann das ja auch dosieren. Ich kann ausstrahlen, ob ich angesprochen werden möchte oder nicht.

Wenn ich die Sonnenbrille aufsetze, dann erkennen mich die Leute. Ohne Brille überlegen sie "ist er das?" .

Wenn ich signalisiere "Ja man kann Fotos machen" kommen sie und sonst eben nicht.

Schade ist es nur von Zeit zu Zeit in den Interviews, weil ich ja auch sehr viele Sachen gemacht habe in den letzten Jahren. Schöne Alben rausgebracht habe, auch Konzerte und eine Serie auf Arte über Tankstellen. Auf die wird dann nicht so eingegangen."

"Heute": Es gibt ein Album das heißt "Bad Gastein". Warum haben Sie sich gerade diese österreichsche Stadt ausgesucht?

"Ich habe Bad Gastein 2009 entdeckt und es hat mich gefesselt. Das Morbide dort, der Leerstand, der schöne Wasserfall und die Geschichte, die sich dort überall so abgelagert hat. Die Berliner wissen, dass das eine sehr verheißungsvolle Situation ist - Berlin Mitte sah nach dem Mauerfall auch ein bisschen so aus. Wo etwas leer ist, da kann man sich hinein träumen. Was könnte man alles schönes dort machen - Man kann in Bad Gastein träumen.

Das Album ist ein Geschenk von Bad Gastein an mich und von mir an Bad Gastein!"

"Heute": Sind Sie jetzt auch öfter in Bad Gastein?

"Leider zu selten! Ich dachte ja, wenn ich in Wien lebe kann ich öfter hinfahren. Seit 9 Monaten lebe ich hier. Aber das ist ganz schön weit. Das war von Berlin aus bequemer.", lacht Liechtenstein.

"Heute": Ihr neues Video wurde mit "Vertikaltechnik" gedreht. Was kann man sich darunter vorstellen?

"Das Video ist einfach senkrecht, also vertikal gedreht. Den Kindern hat man immer gesagt, sie sollen nicht im Hochformat drehen, aber wir machen das mit Absicht.

Auch große Fernsehsender haben umgestellt und haben vertikale Apps für ihre Nachrichten. Bei den Filmfestivals gibts immer mehr hochformatige Beiträge.

Und ich bin auch der Gründer eines Filmfestivals für vertikale Filme in Bad Gastein. Wegen dem Wasserfall ergibt sich das Hochformat dort einfach.

Jetzt gibt es drei neue Musikvideos, wo ich mich ein bisschen austoben darf. Da haben wir in Wien tolle Leute gefunden und tolle Themen die man sehr schön vertikal drehen kann."

"Heute": Wo in Wien haben sie gedreht?

"Zum Beispiel in den Gemeindebauten - ich bin in Eisenhüttenstadt, vorher sogar Stalinstadt, aufgewachsen, und es gibt eine gewisse Ähnlichkeit in der Architektur - dieser soziale Wohnungsbau. Mir wurde das immer so vermittelt als wäre das in der DDR erfunden worden. Und jetzt komm ich hier her und sehe, nein, das wurde hier erfunden! Das ist nur eine von vielen faszinierenden Sachen in Wien!"

"Heute": Der Refrain des Liedes besteht nur aus Schlagzeilen der New York Times, wie kommt man auf die Idee?

"Das war eine Zeit in der es mir nicht so gut ging. Das war vor diesem Hype - ich war zwar viel unterwegs und hatte viele Freunde, aber es lief halt nicht.

Dann gab es diese Beilage der Süddeutschen Zeitung und die habe ich dann einfach so gelesen und es hat mich irgendwie melancholisch gestimmt.

Hier in Wien gibt es ein Archiv, da haben wir Mikrofilme durchgeschaut und diese Seiten tatsächlich gefunden und ausgedruckt. Sie kommen auch im Video vor, sodass man nachlesen kann und denkt: Ach stimmt, das stand da in der New York Times am 10. Januar 2005."

"Heute": Warum gerade dieses Datum?

"Das ist der Zufall. Man saß da, vielleicht kennen Sie das, man ist einfach etwas erschöpft, und dann guckt man sich irgendwo was an und das steht "Das Leben der Meerjungfrauen ist härter als man denkt im 45.000 Liter Aquarium: Was soll das?

Eine gewisse Erschöpfung und ein sinnloses Zusammenfügen. Die Leute machen sich dann auch Gedanken: Was singt der da eigenltich?

Sony Classic bringen jetzt Anfang September ein Album mit meinen Friedrich Liechtenstein-Trio, mit diesem Song raus und daher drehen wir jetzt dieses Musikvideo dafür."

"Heute": Am Anfang des Songs heißt es, man soll sich nicht zu viele Gedanken machen, aber eigentlich wollen sie ja das Gegenteil.

"Das ist das kokette. Der Liechtenstein ist ja auch immer ein bisschen ironisch und meint auch manchmal einfach das Gegenteil von dem was er sagt. Ist alles supergeil hier - kann auch sein, dass es heißt, alles komisch hier. Es ist immer ein bisschen Augenzwinkern dabei.

Es ist wie eine Performance oder wie ein Kurzfilm. Das schöne am Musikvideo ist, man hat alle Freiheiten. Man kann alles mögliche erzählen. Wir haben ganz tolles Material von der Apnoe-Taucher-Legende Nitsch - so unter Wasser.

Es ist ein lustiges aber auch melancholisches Video. Es geht immer auch ein bisschen um Verklärung und Phantasie. Es sind immer so Traumsequenzen, in denen ich mir vorstelle, wie schön alles ist."

"Heute": Wieviel hat das Styling mit dem Privatmenschen Liechtenstein zu tun?

"Ich hab immer die gleichen Outfits an und seh immer gleich aus. Nur wenn ich was sehen will, dann brauch ich halt andere Brillen. Auch meine Art durchs Leben zu gehen und zu flanieren zu verweilen ist in der Arbeit wie im Privaten das gleiche. Es ist keine Rolle, es ist meine Existenz."

"Heute": Wie gefällt Ihnen das leben in Wien?

"Ich habe hier in Wien eine Kuratorin gefunden mit arbeite und mit der ich viel Zeit verbringe. Ich will auch gern mein zweites Standbein hierher verlegen.

Alles ist sehr inspirierend hier. Alles ist sehr, sehr schön und nicht zu groß. Eine tolle Entdeckung! Ich bin vollig reingekippt hier!

Die Wertschätzung der Künstler, die Häuser und Geschichten - das ist fantastisch.

Also noch - wer weiß, vielleicht fang ich auch an irgendwann zu meckern.", lacht Liechtenstein.

"Heute": Gibt es noch einen großen Traum den Sie gerne verwirklichen möchten?

"Ich hab das Gefühl, dass ich Stück für Stück alles durchsetzen kann. Noch läuft alles sehr gut für mich.

Was ich aber schon noch unbedingt machen möchte, ich denke von Wien aus geht das auch sehr gut, mehr Internationalität. Ich bin durch meine Texte doch sehr gefangen im deutschen Sprachraum. Auch die Konzerttour geht durch die Schweiz, Österreich und Deutschland.

Ich arbeite jetzt aber auch mit Mousse T. zusammen, der ist ein wichtiger deutscher Musiker. Ich würde mir einfach ein bisschen mehr Internationalität wünschen."

Mit diesem Video wurde Liechtenstein zum Star:

(vaf)